Seit 100 Jahren kümmert sich die Stadt um ihre Kindl

München - Geburtstagskind(ergarten)

100 Jahre danach: München sucht das älteste Kindergartenkind

100 Jahre danach: München sucht das älteste Kindergartenkind

Puppen und Spielzeugautos im Kindergarten? Die Zeiten sind – zumindest teilweise – vorbei in München. Seit genau 100 Jahren bietet die Stadt eigene Kindergärten an und inzwischen gibt es für die Kleinen Englisch- und Computerkurse. „Aber damit die Kinder auch was anderes in den Kopf bekommen, lernen sie auch, sich abseits des Computers zu beschäftigen“, beschwichtigt Max Heilmeier, stellvertretender Leiter der Abteilung für Kindertagesstätten im städtischen Schulreferat.

Nicht nur Computerschulung, bewusster Zeitvertreib und Sprachkurse sind neu, auch sonst hat sich für die Münchner Kindl in den letzten 100 Jahren einiges geändert. Vor allem die Kindergartenquote ist gestiegen: 81 Prozent der Münchner zwischen drei und fünfeinhalb Jahren, insgesamt 31.274 Kinder, haben heute einen Kindergartenplatz. „Ein Traum“ im Vergleich zum Versorgungsgrad der Kinderkrippen (rund 20 Prozent) und der Horte (rund 33 Prozent), wie Heilmeier sagt.

Im Jahr 1907 übernahm die Stadt München zwanzig Einrichtungen des 1868 gegründeten „Vereins zur Gründung und Förderung Fröbel’scher Kindergärten“. Damals steckten je 100 Kinder in einer Gruppe, die von je zwei Betreuerinnen geleitet wurde. Ein strenger Stundenplan bestimmte den Tag, für freies Spielen gab es kaum Gelegenheiten. Heute sind 25 Kinder in einer von zwei bis drei Erzieherinnen betreuten Gruppe. Und: „Gespielt wird natürlich ständig“, sagt Heilmeier, „denn dies wird als Grundform des Lernens betrachtet.“

Auch am weiteren Angebot ist zu erkennen, dass die Münchner Kindergärten in der Neuzeit angekommen sind: Neben Ethik, sozialen Bindungen, Mathe, Naturwissenschaft, Umweltbewusstein, Musik und Sport gibt’s eben Englisch- und Computerkurse: „Es ist wichtig, dass Kinder mit dem PC umgehen können: Nur so können sie chancengleich aufwachsen. Denn es gibt immer noch genügend Haushalte, in denen kein Computer steht“, sagt Heilmeier. Englischunterricht allerdings hält der Kinder-Experte für weniger wichtig: „Leider gibt es immer noch viele Kinder in der Stadt, die nicht vernünftig deutsch sprechen können. Das sollte das Wichtigste sein“, sagt er.

Für all diese Angebote greift die Stadt richtig tief in die Tasche: Einen Kindergartenplatz zu errichten, kostet zwischen 13.000 und 20.000 Euro. Insgesamt sind aus den 20 Kindergärten im Jahr 1907 inzwischen 256 städtische Kindergärten und 19 Partnereinrichtungen mit insgesamt 31.274 Plätzen geworden.

Und das ist nicht alles: Bis 90 Prozent der Münchner Kindln untergebracht sind, werden weitere Kindergärtenplätze gebaut. Im städtischen Haushalt von 2006 bis 2010 sind für Investitionen in die Kinderbetreuung – eben auch Kindergartenplätze - rund 115 Millionen Euro vorgesehen. Heilmeiers Schätzungen zufolge dürften spätestens 2010 alle Münchner Kinder, die von ihren Eltern nicht privat untergebracht werden, einen Platz bekommen. Was sich auch alle Eltern leisten können sollten: denn die Höhe der Gebühren hängt von ihrem Einkommen ab. Für auswärtige Kinder gelten übrigens strengere Regeln: „Diese können nur dann einen Münchner Kindergarten besuchen, wenn ihre Heimatgemeinden den Platz mitfinanzieren“, erklärt Heilmeier. Von Nadine Nöhmaier

100 Jahre danach: München sucht das älteste Kindergartenkind

Was sich für Münchens Kindergartenkinder in den vergangenen 100 Jahren außerdem geändert hat, zeigen zwei Ausstellungen des Schulreferats. Eine Wanderausstellung ist ab Ende April im Wechsel in sämtlichen städtischen Kindergärten zu sehen (nach genauem Termin bitte vor Ort nachfragen), eine weitere, größere Schau wird im Herbst im Pädagogischen Institut des Schulreferats gezeigt. Wer übrigens die Anfänge der städtischen Kinderbetreuung selbst erlebt hat, möge sich bis 17. April beim Schulreferat, Telefon 2 33-3 21 46 und 2 33-3 21 53, melden: die Stadt sucht das älteste Kindergartenkind Münchens, das am 18. April bei einem Festakt geehrt werden soll.

Artikel vom 12.04.2007
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