Kirchheim · Plötzlich war er weg

Ein Maibaumdiebstahl für die Chroniken: Die generalstabsmäßig geplante Aktion der Diebe aus Eicherloh und Umgebung ging perfekt auf und nun bekommt Kirchheim am Samstag ein weiteres großes Fest beschert. Foto: Privat

Kirchheim · Sie waren sich absolut sicher, dass niemand diesen XXL-Maibaum stehlen könnte. Seit letztem Wochenende weiß es der Burschenverein Kirchheim besser. Eine freche Gruppe von Maibaumdieben aus Eicherloh, Eichenried, Moosinning (alles Landkreis Erding) und Ismaning haben in der Nacht auf den Ostersonntag den über acht Tonnen schweren Kirchheimer Maibaum gestohlen.

In einer generalstabsmäßig geplanten Aktion schlugen die dreisten Täter am Sonntag um 7 Uhr zu und verschafft dem Ort nun den zweiten Maibaumeinzug am kommenden Wochenende.

Markus Möhres aus Eicherloh ist der Organisator des Teams, das sich jedes Jahr die Maibäume der Region ganz genau ansieht. Zuletzt schlug er vor drei Jahren in Oberneuching zu und nun in Kirchheim sah er die Chance, »weil die sich ein bisschen zu sicher waren.« Die Umgebung der Maibaumwache gefiel Möhres ganz gut: »Wenn man wie andere das Wachhaus um den Maibaum herumbaut, dann hast du keine Chance.« Auch der alte Trick mit dem Einschließen von Wachen ist im Handyzeitalter unmöglich. Aber hier ging was, zumal die Wache um 6 Uhr morgens nach Hause gehen sollte.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag saß der Chefplaner die gesamte Nacht mit im Wachhaus, wo einige seiner Arbeitskollegen Wache schoben. Zwecks der Gemütlichkeit war er da und niemand ahnte, was sich in der Nähe tat. Immer wieder telefonierte Möhres mit seinen Kollegen, die sich um 4 Uhr in Eichenried trafen und ab 5 Uhr 150 Meter vom Maibaum entfernt warteten. Das Fahrzeug zum Abtransport, einen Containerlastwagen einer Ismaninger Entsorgungsfirma, hatte man schon am Samstagnachmittag in Sichtweite zum Tatort postiert.

Die Diebe mussten lange warten, weil die Wache so viel Spaß am Dienst hatte, dass man gleich eine Überstunde dranhängte. Möhres informierte seine Kumpanen ständig, bis dann um 7.10 Uhr die Letzten den Heimweg antraten. Und dann ging alles ganz schnell.

Die 20 Diebe merkten, dass man acht Tonnen mit Erdinger Manneskraft nicht auf den Lkw bekommt. Dafür fand man dann den bequemeren Weg mit der Hydraulik-Vorrichtung am Lastwagen zum Heben von Containern. »Das hier ist wegen der Größe des Maibaumes etwas ganz Besonderes«, sagt Möhres, »so eine Chance bekommen wir nie wieder.« Bei der morgendlichen Party in Eicherloh konnte man das Glück des perfekten und unerkannten Diebstahls kaum fassen und organisierte sofort eine 24-Stunden-Wache.

Kommenden Samstag, 14. April, findet nun die Rückgabe statt und die zieht der Burschenverein Kirchheim um ihren Vorsitzenden Wolfgang Dasch, der den waghalsigen Dieben Respekt zollt, groß auf. Man zeigt sich als fairer Verlierer und hat bereits eine Blaskapelle verpflichtet. Die trifft sich um 15 Uhr bei der Firma Ebenhöh (Straße Landsham-Kirchheim) und von dort erfolgt der triumphale Einzug. Die genaue Prämie ist noch nicht ausgehandelt, aber auch das klärt sich bis zur Rückgabeparty am Samstag. Gemäß alter bayerischer Tradition kommen die Diebe am 1. Mai auch nach Kirchheim und wenn sie benötigt werden, helfen sie auch gerne beim Aufstellen…

Nico Bauer

Artikel vom 10.04.2007
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