Osterbrunnen erstrahlt vorm Pfarrheim St. Agnes

Lerchenau · Schmuck für den Glauben

Erstlingswerk mit 400 Eiern: Der Osterbrunnen in der Lerchenau. Foto. VA

Erstlingswerk mit 400 Eiern: Der Osterbrunnen in der Lerchenau. Foto. VA

Lerchenau · Seit Palmsonntag steht vor dem Pfarrheim St. Agnes im Münchner Stadtviertel Lerchenau ein geschmückter Osterbrunnen. Die Idee zum Schmücken des Brunnens wurde bei der Reise der Seniorengemeinschaft St. Agnes im vergangenen Jahr nach Franken geboren. Bei dieser Fahrt standen auch die sehenswerten Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz auf dem Programm.

Es gab dann den spontanen Wunsch, auch in St. Agnes einen Osterbrunnen zu errichten. Den damaligen Worten sind nun Taten gefolgt.

Der Hauptgrund für das Schmücken von Brunnen und Quellen zur Osterzeit ist vor allem im Glauben und in der Bedeutung des Wassers für die Existenz von Leben zu sehen. Dem Osterwasser wurde früher besondere Wirkung zugeschrieben.

Der auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehende Brauch des Osterbrunnenschmückens war ursprünglich in der wasserarmen Hochebene der Fränkischen Schweiz weit verbreitet. Aufgrund der besonderen geologischen Verhältnisse des fränkischen Juras mit seinen tiefen verschlungenen Tälern und lang gestreckten Höhen lagen die natürlichen Sammelstellen für das Wasser im Talgrund. Hier sprudelten die Quellen und von hier musste das Wasser mühsam in die Höhe geschafft werden. Dem Schmücken der Brunnen (»Brunnen putzen«) ging das Säubern der Anlage voraus (»Brunnen fegen«).

Mit der Verbreitung der zentralen Wasserversorgung ging der Brauch des Osterbrunnenschmückens immer mehr zurück. In der Fränkischen Schweiz hat er sich nur deshalb länger gehalten, weil in dieser Region wegen der schwierigen geologischen Situation relativ spät die zentrale Wasserversorgung installiert wurde. Danach gab es jedoch auch in der Fränkischen Schweiz einen erheblichen Rückgang der Osterbrunnen. Erst durch aktive Heimat- und Brauchtumspflege kam es zu einer intensiven Neubelebung. Waren 1952 nur noch in 16 Orten 28 geschmückte Brunnen, so gab es 1990 in 246 Orten 323 geschmückte Brunnen und Quellen. Der Osterbrunnen in Bieberbach, den die Seniorengemeinschaft St. Agnes ebenfalls besichtigt hat, wurde 2001 in das Guiness-Buch der Rekorde aufgenommen als größter Osterbrunnen der Welt mit 11.108 handbemalten Eiern.

Der Osterbrunnen in St. Agnes kann es zwar mit dem Bieberbacher Rekordbrunnen bei weitem nicht aufnehmen. Aber er ist ein Gemeinschaftswerk von Pfarreiangehörigen und als Erstlingswerk mit 400 handbemalten Eiern eine sehr beachtliche Leistung. Den Akteuren ging es nicht um das Kopieren eines Brauches, der in anderen Regionen heimisch ist, sondern um ein eigenständiges Werk ohne fremde Anleitung.

Der geschmückte Osterbrunnen in St. Agnes soll auf die Bedeutung des Wassers für jegliches Leben gerade auch in der heutigen Zeit hinweisen. Außerdem ist er ein Sinnbild für den Glauben an die österliche Auferstehung.

Artikel vom 10.04.2007
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