Welche Familienförderung gibt es für wen?

München - Füllhorn für Familien

Lernen und Spielen in der Krippe: nur jedes fünfte Münchner Kind bekommt derzeit einen Platz. Bald jedoch sollen es doppelt so viele sein. Stadt, Land und Bund greifen Familien kräftig unter die Arme.Foto: maho

Lernen und Spielen in der Krippe: nur jedes fünfte Münchner Kind bekommt derzeit einen Platz. Bald jedoch sollen es doppelt so viele sein. Stadt, Land und Bund greifen Familien kräftig unter die Arme.Foto: maho

Die kleine Johanna hat’s gut. Friedlich schlummert sie in ihrer Wiege, den Schnuller fest angesaugt, ihre Bäckchen apfelrosa. Gerade mal zwei Monate ist sie auf der Welt, noch verschläft sie die meiste Zeit des Tages. Auch ihre Eltern haben es gut. Denn ihre Tochter ist pumperlgsund. Und sie ist eines der ersten Kinder, deren Eltern das neue Elterngeld bekommen. Johannas Mutter, Klara Meißner, arbeitete vor der Geburt als Unternehmensberaterin.

Von ihrem letzten Gehalt bekommt sie jetzt vom Staat knapp 70 Prozent, ein Jahr lang. Als der Bundestag das so genannte Elterngeld Ende September beschloss, war Meißner schon ein halbes Jahr schwanger. „Als sich der Nachwuchs ankündigte, konnten wir davon nichts ahnen“, sagt sie. „Aber natürlich freuen wir uns sehr über die finanzielle Sicherheit.“ Selbst wenn ihr Mann seinen Job verlieren würde, könnten sie sich damit die Dreizimmerwohnung in Haidhausen weiterhin leisten.

Statistisch gesehen geht es Münchner Eltern besser denn je. Das neue Elterngeld ist gerade mal 70 Tage alt und schon ein „Star“ unter den Hilfen für Familien. Ein Drittel mehr Eltern aus Bayern haben es im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Bundeserziehungsgeld, beantragt – mehr als in jedem anderen Bundesland. Eltern sehen scheinbar rosigen Zeiten entgegen: Das ganze Land diskutiert über den Ausbau von Krippenplätzen, die Stadt München investiert kräftig.

Auch die jungen Eltern Annegret und Nico Ludwig müssen sich vorerst keine Sorgen ums Geld machen. Für ihre beiden Kinder Elias und Korbinian bekommen sie – wie alle Eltern –Kindergeld, unabhängig vom Einkommen der Eltern. 154 Euro sind es pro Kind, ab dem vierten sogar 179 Euro monatlich. Und das mindestens bis zum 18. Geburtstag, bei Kindern in Ausbildung bis 25. Für ihren erst drei Monate alten Sohn Korbinian bekommen die Ludwigs das „alte Elterngeld“, also 450 Euro im Monat, wie zuvor schon für den zweieinhalbjährigen Elias. Korbinian wurde vor dem 1. Januar 2007 geboren. Doch traurig sind seine Eltern nicht, im Gegenteil. „Wir würden nach der neuen Elterngeld-Regelung schlechter wegkommen, weil meine Frau nicht berufstätig war, als das Kind kam“, sagt Vater Ludwig. Damit stünde ihr nur der Sockelbetrag von Euro 300 pro Monat zu. Die Einkommensgrenze von 30.000 Euro, die früher galt, war für die Ludwigs kein Problem. „Weil ich gerade erst meine Fortbildung beendet hatte, lagen wir unter der Grenze“, sagt Immobilienwirt Ludwig. Heute steht er mitten im Beruf und kann seine Familie ernähren. Doch selbst, wenn dem nicht so wäre, stünde seine Familie nicht mittellos da. Schließlich leben sie in München und damit in Bayern.

Was viele gar nicht wissen: In diesem Bundesland bekommen Eltern noch weitere Unterstützung vom Staat. Das Landeserziehungsgeld (LEG) gibt es, sobald der Bund den Hahn beim Erziehungs- oder Elterngeld zudreht, also spätestens am zweiten Geburtstag des Kindes.

Bis zu 200 Euro im Monat bekommen Eltern aus der Staatsschatulle für das erste Kind, für das zweite bis zu 250 Euro, für jedes weitere noch einmal 100 Euro mehr. Ab dem zweiten Kind verlängert sich die maximale Bezugsdauer des Erziehungsgeldes von sechs auf zwölf Monate. Aber anders als das Elterngeld ist das Landeserziehungsgeld für Bedürftige gedacht. Es gibt Einkommensgrenzen, für Paare 2.500 Euro brutto pro Monat. Künftig soll diese Grenze höher rutschen, so dass wieder mehr Eltern etwas davon haben. Noch ist die Neuerung nicht Gesetz, doch wenn der Landtag zustimmt, haben Münchner Eltern die Wahl: Sie können das LEG wie bisher beziehen oder stattdessen einen Betreuungszuschuss für die Unterbringung in einer Kinderkrippe oder einer anderen Tageseinrichtung bekommen.

Vorausgesetzt, sie finden einen Platz. Denn die Krippensuche ist und bleibt das größte Problem für Münchens Eltern, obwohl das Angebot schon immens gestiegen ist: Die Versorgung mit Krippenplätzen hat sich seit Anfang der Neunziger Jahre mehr als verdoppelt – und dennoch gibt es derzeit nur für jedes fünfte Kind einen Krippenplatz. Dabei haben es Münchner Eltern noch gut. Mehr als die Hälfte aller bayerischen Krippenplätze liegen im Stadtgebiet.

Doch die Statistik trügt – die Wartelisten sind lang. Darum investiert München weiter: 480 neue Krippenplätze sollen dieses Jahr neu geschaffen werden, im Schnitt eröffnet jeden Monat eine Betreuungseinrichtung, elf neue sollen es bis Jahresende sein. Bis 2010 sollen sechzig Millionen Euro investiert werden, um den Versorgungsgrad noch einmal zu verdoppeln. Auch einen anderen Kritikpunkt an der Krippenbetreuung hat die Stadt behoben. Seit kurzem werden Anmeldungen bei einer Krippe per Fax auch an die umliegenden Betreuungseinrichtungen weitergegeben. Eltern müssen somit nicht mehr persönlich bei jeder einzelnen Krippe vorstellig werden.

Interessenvertreter der Eltern registrieren all diese Entwicklungen mit Genugtuung, weisen aber auch auf die Sogwirkung der öffentlichen Wohltaten hin. „Die Angelegenheit ist gewissermaßen schizophren“, meint Claudia Thiele, Fachberaterin beim Verein Kleinkindertagesstätten e.V. „Früher haben viele Mütter gar nicht erst versucht, einen Krippenplatz zu finden, weil sie dachten, dass das ohnehin nie was wird“, erklärt sie. „Aber je größer das Angebot wird, desto größer wird auch die Nachfrage.“ Susanne Hauer, Chefin vom Dienst bei der Elternzeitschrift „MamPa“, warnt: „Auch 2010 wird die Versorgung immer noch nicht ausreichend sein.“ Was viele Eltern besorgt, muss der kleine Johanna jedoch nicht die Ruhe nehmen. Sobald sie ein Jahr alt ist, kann ihre Mami sie in die Firmen-Krippe mitnehmen.

von Martin Hoffmann und Gecko Wagner

Das bekommen Familien:

Kindergeld: € 154 monatlich, ab dem 4. Kind € 179; mindestens bis zum 18. Lebensjahr, bei Kindern in Ausbildung bis zum 25. Geburtstag.

Bundeserziehungsgeld: max. € 450 im Monat für Kinder, die vor dem 1.1.2007 geboren wurden bei max. € 30.000 Einkünften der Eltern.

Elterngeld: für Kinder, die ab dem 1.1.2007 geboren wurden12 Monate € 300 monatlich oder 67 % des letzten Nettogehalts des erziehenden Elternteils, zusätzlich zwei Monate für den anderen Elternteil, maximal € 1.800 monatlich.

Landeserziehungsgeld: im dritten Lebensjahr des Kindes € 200 bis max. € 350 im Monat, Einkommensgrenze der Eltern: 23.000 bei Alleinerziehenden, 30.000 bei Paaren.

Das Landeserziehungsgeld kann grundsätzlich jeder europäische Bürger (EU & Schweiz) beziehen, der seit mindestens 12 Monaten in Bayern wohnt. Der Antrag kann drei Monate vor Auslauf des Bundeserziehungsgeldes beziehungsweise des Elterngeldes gestellt werden, also ab dem 21. Lebensmonat seines Kindes. Wer zu lange zögert, muss Einbußen in Kauf nehmen: Rückwirkend wird das Erziehungsgeld nur sechs Monate gezahlt. Den Antrag kann man beim bayerischen Sozialministerium anfordern oder im örtlichen Standesamt abholen. Man kann ihn auch im Internet unter der Adresse http://www.zbfs.bayern.de/imperia/md/content/blvf/erziehungsgeld/int_2000_land_05.pdf als PDF-Datei herunterladen. Informationen gibt es auch beim

Zentrum Bayern Familie und Soziales Bayerstraße 32 80335 München

Telefon: (0 89) 51 43 - 4 59, - 4 60 Telefax: (0 89) 51 43 - 4 95

e-Mail: poststelle.obb2@zbfs.bayern.de

Artikel vom 08.03.2007
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