Albrecht Ackerland über Eltern

München - „Da schau her“

Schon länger ist mir klar: Eltern sind total cool. Wie kommt es zu einer derartig verschrobenen Erkenntnis? Galten doch meine Eltern für mich als Jüngling nie und nimmer als ausgesprochen lässig, knorke, hip, cool oder knusperknack. Nicht einmal ein bisschen, auch wenn mir der passende, zu jener Zeit entsprechende Begriff für „cool“ nicht mehr ganz exakt einfallen will. Ich glaube aber, es war „knusperknack“.

Heute freilich weiß ich es besser: Man kann kaum angesagter sein, als Eltern es sind. Schon einmal konnte ich an dieser Stelle berichten, dass Sie sich etwa rund um den Gärtnerplatz kaum mehr ohne Kinderwagen auf die Straße trauen können, wollen Sie nicht wie von vorgestern wirken. So etwas ist natürlich sehr gut für uns als Gesellschaft. Es gab einst tatsächlich Zeiten, in denen zwei Kinder an der Hand einer Mutter regelrechte Assozial-Assoziationen hervorriefen. Heute ist nun endlich klar, dass man jede Mutter und jeden Vater würdigen muss: „Danke, dass Sie dafür sorgen, dass doch noch irgendwer in ein paar Jahren da sein wird, der jünger ist als Siebzig, und der Kraft seiner Jugendlichkeit sogar noch ein paar Euros für die Gemeinschaftskasse namens Generationenvertrag locker machen können wird.“ Oder kürzer: „Danke, dass ihr Kind meine sieben Euro Rente zahlt!“

So brauchen wir noch viel, viel mehr Krippen und finanzielle Unterstützungen für Eltern, als ohnehin schon geplant sind. Du, bayerischer Staat, seist ausnahmsweise hier einmal vollends gelobt: Dein Landserziehungsgeld – große Klasse!

Genau derartige Elternunterstützung bildet auch den besseren Ansatz. Denn so schön und unterhaltsam die Krippendiskussion, so verständlich der Wunsch der Eltern nach beruflicher Verwirklichung trotz vieler Kinder ist: Ein Kind muss in den ersten Jahren so viel und so lang wie möglich bei der Mutter sein. Und beim Vater. Am besten freilich bei Beiden. Nur so lässt sich eine gesunde seelische Entwicklung zaubern. Schließlich brauchen wir später viele starke, gefestigte Menschen, die nicht nur uns die Rente zahlen, sondern auch diese dann recht überhitzte Welt ertragen können müssen. Und: um seine Eltern uncool und ganz und gar nicht knusperknack zu finden, muss man sie erst einmal richtig kennen gelernt haben.

Artikel vom 08.03.2007
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