Aus dem Partygelände an der Arnulfstraße wird ein Zentraler Omnibusbahnhof

Ludwigsvorstadt · Luftschloss für Busreisende

Vor kurzem noch Eldorado des Partyvolks, künftig das Mekka der Buspassagiere: Ab Herbst entsteht hier der futuristische Omnibusbahnhof mit Läden, Restaurants, Büros – und einer Disco.Foto: mh, Hochtief

Vor kurzem noch Eldorado des Partyvolks, künftig das Mekka der Buspassagiere: Ab Herbst entsteht hier der futuristische Omnibusbahnhof mit Läden, Restaurants, Büros – und einer Disco.Foto: mh, Hochtief

Ludwigsvorstadt · Spott für den neuen zentralen Busbahnhof gab es schon reichlich, vom »Luftschloss an der Hackerbrücke« war zu lesen. Nun jedoch nimmt dieses Luftschloss Gestalt an. In wenigen Wochen beginnen die Abbrucharbeiten, bei denen die alten Hallen an den Bahngleisen zu Bauschutt verarbeitet werden. Im Herbst wird der erste Spatenstich für den ZOB gesetzt, den »Zentralen Omnibusbahnhof«. Eröffnen soll er im Frühjahr 2009.

In der Stadtverwaltung ist man entsprechend erleichtert, dass das Großprojekt nach quälend langer Vorlaufzeit nun endlich in die Gänge kommt. »Wir waren zwar die ganze Zeit über gelassen, aber dass der ZOB nun ins Rollen kommt, freut uns natürlich«, meint Kommunalreferats-Sprecherin Silke Pesik. Mittlerweile wird der ZOB mit regelrechter Euphorie erwartet: »Das wird ein Highlight«, meint Pesik: »Das Konzept des Bahnhofs ist ein bundesweites Novum.«

Eine Art Flughafen für Fernbusse ist die Vision der Verantwortlichen. Der ZOB soll mehr sein als nur ein Halteplatz für die 30.000 jährlich einfahrenden Busse, er soll gleichzeitig ein großes Handels- und Dienstleistungszentrum werden – ein Konzept, bei dem man sich von den boomenden »Non-Aviation-Bereichen« der Flughäfen inspirieren ließ. Einkaufsläden, Gastronomie, Hotelzimmer, Büros und eine Großraumdiskothek – alles soll auf dem 17.000 Quadratmeter großen Areal seinen Platz finden.

Auf diese Weise soll sich der ZOB nach der Vorstellung des Investors vollständig selbst finanzieren. Die ehrgeizigen Pläne stehen im krassen Gegensatz zum Status quo. Im Moment müssen die Fernbuslinien verschiedenste, in alle Winde verstreute Provisorien ansteuern, etwa an der Arnulfstraße oder auch den Busbahnhof in Fröttmaning, der eigentlich für den Regionalverkehr gedacht ist. Eine peinliche Angelegenheit für den Tourismusstandort München, der trotz dieser Voraussetzungen Deutschlands größter Umschlagsplatz für Busse ist. Dass diese Situation kein Dauerzustand sein kann, ist schon seit Jahren klar. Aber die Umsetzung des Vorhabens entwickelte sich zu einer Hängepartie.

Als problematisch erwies sich vor allem die Suche nach einem Investor, erst Anfang 2004 – drei Jahre, nachdem der Stadtrat begonnen hatte, den Bebauungsplan zu entwerfen – wurde man in der Geag AG fündig. Diese geriet jedoch in Schwierigkeiten bei der Verpachtung der Gewerbeflächen und verlor nach dem Absprung einer Hotelkette ihren vorgesehenen Hauptmieter. Aus Zweifel über die Rentabilität des ZOB sprang die Geag dann schließlich selbst ab. Der Rückzieher von Geag müsse im Kontext der damaligen Wirtschaftssituation gesehen werden, meint Pesik: »Damals gab es einen heftigen Knick in der Immobilienbranche.« Den neuen Investor Hochtief plagen keine Zweifel am ZOB, er hat der Stadt den Busbetrieb gleich für 25 Jahre garantiert. »Wir sind fest von dem Projekt überzeugt«, gibt eine Sprecherin des Unternehmens zu Protokoll. maho

Artikel vom 06.03.2007
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