Ausstellung: Franz Graf Pocci zum 200. Geburtstag

Zentrum · Kasperls Heldentaten

Kasperl Larifari als Jäger, gezeichnet 1852 von Graf Pocci.Foto: VA

Kasperl Larifari als Jäger, gezeichnet 1852 von Graf Pocci.Foto: VA

Zentrum · Zum 200. Geburtstag des »Kasperlgrafen« unternimmt das Münchner Stadtmuseum, St. Jakobs-Platz 1, einen Streifzug durch die Rezeption von Franz Graf Poccis Puppentheater der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung »Kasperls Heldentaten und die Folgen« sind von 2. März bis 5. Oktober 2008 zu sehen (Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr).

Der Dramatiker, Autor, Maler und Zeichner, Lyriker und Komponist Franz Graf Pocci (München 7. März 1807 bis 7. Mai 1876) trat 1830 in die Dienste des bayerischen Königshauses und bekleidete in der Münchner Residenz hohe Hofämter (Zeremonienmeister, ab 1847 Hofmusikintendant, ab 1864 Oberstkämmerer) unter den Königen Ludwig I, Max II und Ludwig II. Große Popularität erlangte er als Autor und Illustrator für Jugend- und Märchenbücher, Volkskalender und Bilderbogen.

Obwohl ihm als Dramatiker der Bühnenerfolg versagt blieb, haben sich seine zwischen 1859 und 1877 publizierten Stücke für Marionettentheater bis heute den Rang einer klassischen Puppenspielliteratur bewahrt. 1858 gründete Pocci mit Josef Leonhard Schmid das »Münchner Marionettentheater«, welches bis heute an der Blumenstraße besteht. Obwohl für Kinderaufführungen geschrieben, sind die Stückvorlagen von Pocci nicht als harmlose Komödien zu verstehen. Vielmehr erweisen sie sich in ihren besten Beispielen als Zeitsatiren und groteske Karikaturen. Vor allem aber hat Pocci dem Kasperl des Jahrmarktes neue Qualitäten verliehen, indem er ihm sprachlich Charakter und soziales Profil gab. Damit entstand eine neue Tradition der komischen Lokalfigur und des Lachtheaters auf der deutschen Puppenbühne, die sich vor allem im südlichen Raum ausbreitete und auch dem Geschmack eines gebildeten Publikums entsprach.

Auf der Basis von Poccis Werk entstanden Amateurtheater und Berufsbühnen, die das handwerklich-traditionelle Puppenspiel des 19. Jahrhunderts aufgriffen, es sozial und ästhetisch aufwerteten und dem Kunstgewerbe zuordneten. Auch diese Entwicklung ging von München aus. Die Ausstellung zeigt ein 45-köpfiges Ensemble von Marionetten zu Pocci-Stücken, die zwischen 1859 und 1874 im Münchner Marionetten-Theater von Josef Leonhard Schmid uraufgeführt wurden, außerdem Theatervorhänge, Bühnenbilder oder Bilderbogen.

Am Donnerstag, 1. März, 20.30 Uhr, ist im Museum ein Handpuppenspiel zu sehen: »Kasperl tot – Schluss mit lustig?«.

Der Spielfilm »Die Grafen Pocci« von Syberberg (1967) ist am Donnerstag, 8. März, 19 Uhr, im Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum zu sehen. Öffentliche Führungen sind am Mittwoch, 14. März, 16 Uhr, und Mittwoch, 11. April, 16 Uhr. Sie dauern 45 Minuten und kosten 3 Euro.

Artikel vom 28.02.2007
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