Weltberühmter Marktplatz: Der Viktualienmarkt feiert seinen 200. Geburtstag

Zentrum · München wie damals

Moderne Tradition: Auf dem Viktualienmarkt bekommt man alles, was der Bauch begehrt – genauso, wie vor 200 Jahren. Foto: Archiv

Moderne Tradition: Auf dem Viktualienmarkt bekommt man alles, was der Bauch begehrt – genauso, wie vor 200 Jahren. Foto: Archiv

Zentrum · »Habe die Ehre, gnä’ Frau! Was dearf’s denn sein?« – so klingt es herzlich über Pyramiden von glänzender Paprika und Apfelbergen herüber. Auf dem Münchner Viktualienmarkt, so scheint es, ist die Welt noch in Ordnung. Und hier klingt der Spott vom »Millionendorf« wie ein Kompliment. Denn der Markt im Herzen der Stadt verströmt den Charme der guten alten Zeit mitten in der pulsierenden City.

Im Jahr 2007 wird der weit über die Landesgrenzen hinaus berühmte Viktualienmarkt 200 Jahre alt. Die Geburtstagsparty steigt am Mittwoch, den 2. Mai. Doch gefeiert wird das ganze Jahr: Der traditionelle Tanz der Marktfrauen war gestern der Höhepunkt des Münchner Faschings, im Juni holen die Fischhändler das Meer nach München, im August steigt das große Viktualienmarkt-Sommerfest und erst im Oktober findet das Jubiläumsjahr mit dem »Prominentenwiegen« seinen Abschluss. Dabei wird eine bekannte und beliebte Persönlichkeit zu Gunsten eines sozialen Zweckes mit Lebensmitteln aufgewogen. Wer das sein wird, verraten die Marktleute noch ebenso wenig wie genaueres über die vielen Standkonzerte, Tanzeinlagen, Familienattraktionen und Überraschungsaktionen, die sie geplant haben.

Die Münchner lieben ihren Viktualienmarkt – auch wenn sie meist nur schaun’ und selten kaufen. Da geht es ihnen wie Christian Ude: »Wenn ich behaupten würde, hier täglich einzukaufen – das wäre glatt gelogen«, gesteht der Oberbürgermeister. »Aber wenn zwischen zwei Terminen eine Viertelstunde frei ist, dann schlendere ich vom Rathaus herüber und tauche in einen Kurzurlaub ein.« Wenn von München als nördlichster Stadt Italiens die Rede ist, dann liegt das nicht nur an den Cafés der Leopoldstraße und an südländischer Architektur, sondern eben auch an diesem weltberühmten Marktplatz mit seinen fast 200 Standln, Läden und Freiverkaufsflächen. Jeden Werktag um 6.15 Uhr öffnet Münchens bunte und duftende Speisekammer, werden Markisen ausgefahren, Tische zurechtgerückt und die Waren akkurat arrangiert.

»Frühmorgens kommen eher die Kenner«, erzählt ein Gemüsehändler, »da kaufen die anspruchsvollen Profiköche der umliegenden Gourmettempel ein.« Die Kollegin vom Obststand ergänzt: »Kurz vor Mittag sind dann eher Hobbyköche da, die sich gern auf einen persönlichen Ratsch einlassen.« Nachmittags wird es voller, denn jetzt tummeln sich auch die Besucher aus aller Welt zwischen den Buden. Dabei ist es nichts Ungewöhnliches, wenn eine Prinzessin aus Dubai oder ein Vertreter des englischen Königshauses plötzlich vor dem Standl steht – oder dass die Händler bis nach Südafrika und Brasilien liefern: Die Spezialitäten der Münchner Marktleute haben sich in den vergangenen 199 Jahren international herumgesprochen.

Ein weiterer besonderer Termin steht auch schon fest: Am 16. September feiern die Münchner Metzger auf dem Viktualienmarkt ein besonderes Jubiläum. Ihr berühmtestes Erzeugnis wird 150 Jahre alt: die Weißwurst. gw

Artikel vom 20.02.2007
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