Johanneskirchner Schwarzbausiedlung »Am Hierlbach« kämpft um Bebauungsplan

Johanneskirchen · Die Zeiten ändern sich

Walter Jecho kämpft als Vorsitzender der Interessensvereinigung »Am Hierlbach« seit Jahrzehnten um die Legalisierung der Schwarzbausiedlung.	 Foto: ak

Walter Jecho kämpft als Vorsitzender der Interessensvereinigung »Am Hierlbach« seit Jahrzehnten um die Legalisierung der Schwarzbausiedlung. Foto: ak

Johanneskirchen · Jahrzehnte bangen die Bewohner der Schwarzbausiedlung »Am Hierlbach« schon um ihr Zuhause. »Das Damoklesschwert der Absiedlungsbescheide hing permanent über uns«, berichtet Walter Jecho, der selbst seit rund 30 Jahren in der Siedlung nordöstlich von Johanneskirchen wohnt.

Doch nun kommt endlich Bewegung in die Sache und für die seit über 50 Jahren geduldeten Bewohner der Siedlung wird Rechtssicherheit geschaffen. »Eigentlich steht schon seit 2000 mit der Änderung des Flächennutzungsplans fest, dass wir einen Bebauungsplan erhalten. Aber wir hatten die letzten Jahre damit zu kämpfen, die von der Stadt gestellten Anforderungen zu erfüllen«, berichtet Jecho, der gleichzeitig Vorsitzender der Interessensvereinigung »Am Hierlbach« e.V. ist.

Seit längerem seien nun aber alle Unwegbarkeiten beseitigt und »deshalb muss sich dieses Jahr etwas tun«, meint auch Robert Brannekämper, Mitglied des Bezirksausschusses Bogenhausen. Der CSU-Stadtrat macht sich nun dafür stark, dass die derzeitig niedrige Priorität für das Projekt »Am Hierlbach« erhöht wird und »endlich die nächsten Sanierungsschritte« eingeleitet werden. So hätten alle 35 Parteien das von der Stadt als Grünfläche geforderte Areal am westlichen Ende der Siedlung gekauft, sich darauf geeinigt, den nötigen Kanalanschluss und die Straßensanierung zu bezahlen sowie bereit erklärt, ein Stromkabel in die Erde legen zu lassen. Auch der letzte Stolperstein, die Umwidmung einer Erschließungsstraße erfolgte vor wenigen Wochen. Jecho: »Um in die Siedlung zu gelangen, müssen wir stets über eine Straße, die zur Gemeinde Unterföhring gehört, fahren.« Diese Straße war allerdings bislang lediglich als Feldweg deklariert. Nach der Umwidmung zur Gemeinde-Verbindungsstraße, ist nun auch die verkehrliche Erschließung in trockenen Tüchern.

»Doch nun eilt es langsam«, warnt Jecho, »denn so allmählich sterben wir aus.« Nur noch wenige alteingesessene »Hierlbacher« wohnten noch in ihren über Jahrzehnten gewachsenen Häusern. Anfangs als Kleingartenkolonie genutzt, zogen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs von Hunger und Obdachlosigkeit geplagte Münchner aufs Land. Als Selbstversorger lebten sie in ärmlichen Verhältnissen und bauten nachts, im Schutz der Dunkelheit ihre Häuser aus. Denn bereits damals wurden die Siedler von der Stadt kritisch beäugt, aber stillschweigend geduldet. Doch im Jahr 1967 sprach die Stadt ein Machtwort. Die Siedlung sollte abgerissen werden. Grund: Katastrophale hygienische Verhältnisse. Doch die Siedler boten an, sich an den Kosten für den Anschluss an das städtische Wasserleitungsnetz zu beteiligen und entgingen so der Zwangsräumung.

Heute gibt es kaum mehr Landwirtschaft in der Siedlung »Am Hierlbach«. Alte Stallungen wurden zu Wohnraum umfunktioniert, »denn Platz war in den Häusern von Anfang an Mangelware« und Anbauten nicht erlaubt, weiß Jecho aus leidvoller Erfahrung und fügt hinzu: »Doch sobald wir endlich den Bebauungsplan haben, wird unsere Siedlung in neuem Glanz erstrahlen.« Andrea Koller

Artikel vom 13.02.2007
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