Die Post droht, nach dem Wegfall des Briefmonopols Personal einzusparen

Blaue Briefe für Postboten?

Wie sieht die Zukunft der Postboten nach Wegfall des Briefmonopols aus? Der Gelbe Riese garantiert für nichts.Foto: dpwn

Wie sieht die Zukunft der Postboten nach Wegfall des Briefmonopols aus? Der Gelbe Riese garantiert für nichts.Foto: dpwn

Dem baldigen Wegfall des Briefmonopols haben es Deutschlands Postboten zu verdanken, dass ihre teils harten Arbeitsbedingungen derzeit öffentlich diskutiert werden: Gewerkschaften und Politik und vor allem die um ihre Pfründe fürchtende Deutsche Post haben die Mini-Jobs und „Hungerlöhne“ bei den Konkurrenten des Bonner Konzerns im Visier. Was aus Sicht jener Konkurrenten zumindest postseitig eine scheinheilige Diskussion ist, denn der Gelbe Riese hatte ohne jeden Wettbewerbsdruck in den vergangenen Jahren zigtausende Arbeitsplätze eingespart – der Aktien-Entwicklung zuliebe.

Post-Personalvorstand Walter Scheurle warnt dieser Tage mit einer Mischung aus Bitten und Drohen davor, dass die Mitbewerber des Gelben Riesen gezwungen sein werden, durch Dumping-Löhne Kosten einzusparen. Was wiederum die Post unter Zugzwang setzen wird, die sich „ebenfalls nach unten anpassen“ müsste. Sprich: die Deutsche Post droht damit, sozial abgesicherte Stellen durch Minijobs zu ersetzen.

Damit würde das Problem freilich eine neue Dimension bekommen, denn im Gegensatz zu den kleinen Konkurrenten, die bisher in Nischen arbeiten und sich auf den Briefmarkt vorbereiten, beschäftigt die Post in diesem Bereich 160.000 Mitarbeiter. Scheurle orakelt, dass der gesamte Markt mit seinen rund 200.000 Beschäftigten „insgesamt in die Zone der Niedrig- und Armutslöhne abgleiten“ könnte.

Bernd Jäger, Sprecher des Aktionsforums „Mehr Farbe im Postmarkt“, in dem die neuen Postdienstleister im Briefmarkt zusammengeschlossen sind, widerspricht: „Wir wollen keine neue Armut im Postsektor schaffen, sondern dafür sorgen, dass jeder Mitarbeiter im Postmarkt, der einen Vollzeitarbeitsplatz hat, davon leben kann“, sagt er. „Dafür müssen vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen gesetzt und das Briefmonopol endlich beendet werden.“ Überhaupt werde die Debatte um Lohndumping bei den Mitbewerbern der Post immer dann diskutiert, wenn der Deutschen Post AG der Verlust des Briefmonopols bewusst wird.

„Dabei hat die Deutsche Post AG ohne jeglichen Wettbewerbsdruck im Briefmarkt seit 1999 rund 35.500 Arbeitsplätze abgebaut und viele Leistungen an Fremdfirmen ausgelagert. Die damit erzielten Effizienzsteigerungen dienen dem Aktienkurs des Unternehmens, das so den Erwartungen seiner Eigentümer gerecht wird.“

Die neuen Postdienstleister indes hätten während der vergangenen Jahre 42.000 neue Arbeitsplätze geschaffen – und das ohne die garantierten Einnahmen aus dem Briefmonopol. Überhaupt sei es gesetzlich verankert, soziale Mindest-Standards einzuhalten. Zudem verhandeln die Postdienstunternehmen, die in ihren Nischen wirtschaftlich erfolgreich sind, mit den Gewerkschaften über bundeseinheitliche Tarifverträge.

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 08.02.2007
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