Professor Kreißl und das Gold: Faschings-Vorlesung in der TUM

Maxvorstadt · Stadt-Bewohner

Professor Kreißl mischt Gold und braut Bier – am Freitag in einer öffentlichen Faschings-Vorlesung.	TUM

Professor Kreißl mischt Gold und braut Bier – am Freitag in einer öffentlichen Faschings-Vorlesung. TUM

In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor: Im August des Jahres 1590 zieht der venezianische Alchemist Marco Bragadino auf der Landshuter Burg Trausnitz ein: der bayerische Herzog Wilhelm V. erhofft sich, dass der Magier Gold herstellt und damit die leeren Kassen füllt.

Professor Friedrich R. Kreißl vom Lehrstuhl für Anorganische Chemie der Technischen Universität München (TUM) erzählt in seiner traditionellen Faschings-Vorlesung vom Leben des Alchemisten – mit Hilfe spektakulärer Schau-Experimente. Wer bei der Goldmacherei dabei sein will, besucht am kommenden Freitag, 2. Februar, ab 11 Uhr die Veranstaltung im Hörsaal 2300 der TUM in der Arcisstraße 21. Der Eintritt ist frei.

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit waren Alchemisten gefragte Zeitgenossen: Einerseits galt es in Adelskreisen als äußerst schick, sich einen hofeigenen Magier zu leisten. Andererseits erhoffte man sich, dass jene durch die chemische Herstellung von Gold den Haushalt sanieren. »Ich interessiere mich sehr für das Leben von Alchemisten, die in Bayern lebten«, sagt Professor Kreißl, der seit 23 Jahren die Kult gewordene Faschingsvorlesung hält.

Und daher widmet er seine Faschings-Aktionen Marco Bragadino, der zugleich Scharlatan und Vorzeige-Chemiker war. Überhaupt ist es in der Chemie bundesweit Tradition, einmal im Jahr – Weihnachten oder Fasching – Gaudi-Vorlesungen zu halten. Weil das allerdings Zeit und Geld (Gold?) kostet, wurden diese an vielen Unis abgeschafft. TUM-Chef Wolfgang Hermann aber unterstützt die Faschings-Vorlesungen voll und ganz. Vermutlich auch deshalb, weil sie gut besucht sind: Selbst Prominenz wie Karin Stoiber, die Gattin des amtierenden Ministerpräsidenten, oder Kultusminister Thomas Goppel schauten hierfür schon im Hörsaal 2300 vorbei.

Gemeinsam mit Chemie- und Biologiestudenten wird Kreißl am kommenden Freitag historische und moderne chemische Experimente aus der Welt der Gaukler und der Goldmacher vorführen. Bei Gasreaktionen, bellenden Hunden, Chemolumineszenz-Leuchtreaktionen, der Kunst des Goldmachens, des Bierbrauens und der Ballistik des Kerzenschießens können die Wissenschaftler ihren Spieltrieb ausleben. Denn: »Natürlich machen mir solche Schau-Experimente Spaß«, sagt der bekennende Faschingsfreund Kreißl. »Sonst würde ich sie nicht durchführen; manche von ihnen sind sehr zeitaufwändig.«

Übrigens: es ist noch nie gelungen, Gold chemisch herzustellen. Marco Bragadino, der sich fast ein Jahr lang am Bayerischen Hofe aushalten ließ und dort in Saus und Braus lebte, musste sogar einen hohen Preis für seinen Schwindel bezahlen: Weil er dem Herzog keinen Reichtum bescherte, wurde er am 26. April 1591 am Münchner Weinmarkt von einem Scharfrichter aus Landshut enthauptet. nan

Artikel vom 31.01.2007
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