Thomas Bohnet verdient seine Baguettes als Party-DJ

Haidhausen · Stadt-Bewohner

Oh là là: Was DJ Thomas Bohnet auf seinen Partys in hiesige Ohrmuscheln exportiert, lässt Münchner und Exil-Franzosen ausgelassen tanzen.  Foto: VA

Oh là là: Was DJ Thomas Bohnet auf seinen Partys in hiesige Ohrmuscheln exportiert, lässt Münchner und Exil-Franzosen ausgelassen tanzen. Foto: VA

In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor: Haidhausen! Es hätte auch Belgien sein können. Oder Italien. Oder einfach Country: Irgendwie ist Thomas Bohnet aber an der Musik Frankreichs hängen geblieben. Weil er sogleich erfolgreich damit war: Und jetzt ist sie das Markenzeichen des 48-Jährigen, seine »Tour de France«-Abende im Ampere eine Institution. Dabei spricht er noch nicht mal fließend Französisch.

Bohnet, in einem kleinen Ort im Schwarzwald geboren, hat die achtziger Jahre in Konstanz verbracht: um zu studieren, als DJ und Musikjournalist zu arbeiten, und um von dort ab und an nach Zürich zu pendeln, wo diverse französische Alternativ-Bands der Achtziger ihre Konzerte spielten: Beispielsweise »Los Carayos«, mit dem damals unbekannten Manu Chao als Sänger.

In den späten Achtzigern besuchte Bohnet regelmäßig Paris, weil seine neue Freundin und spätere Frau hier Fotografie studiert hatte: und wieder war der Musikliebhaber mit französischen Chansons konfrontiert. Wegen seiner Frau zog er schließlich nach München, wo er seit 1998 seine Brötchen – oder soll man in seinem Fall sagen: seine Baguettes? – bei einem lokalen Konzertveranstalter verdient; den gemeinsamen Sohn erzieht das Ehepaar übrigens zweisprachig: auf Deutsch und Französisch. Im Jahr 2000 schließlich, nach einer längeren DJ-Pause, kribbelte es Bohnet: er wollte wieder auflegen, wie früher in Konstanz, und packte im ehemaligen Club 2, wo ab und an Stammgäste hinter den Plattentellern stehen durften, einfach seine Franzosen-CDs aus. »Eigentlich ein Zufall«, sagt er heute. »Ich hätte genau so gut einen Country-Abend machen können.«

Weil aber gerade die Franzosen-Hits wunderbar ankamen, bat die Club 2-Belegschaft, Bohnet solle doch nochmals auflegen – und nochmals – und irgendwann monatlich: denn der Laden wurde immer voller; schließen musste der Club zwei Jahre später dennoch.

Bohnet hingegen zog mit seinem Plattenkoffer aufs Muffat-Gelände: und spielt seither im dortigen Ampere jeden ersten Freitag im Monat jeweils ab 21 Uhr die Hits aus dem Nachbarland; das nächste Mal am 2. Februar. Und noch mehr: Einmal monatlich exportiert er seine musikalische »Tour de France« auch nach Berlin, und tritt immer wieder in Frankfurt, Saarbrücken, Wien – und wer weiß, wo sonst noch, auf. Über die Trends in der französischen Musik informiert er sich übrigens via Internet, Musikzeitschriften und bei seinem alljährlichen Frankreich-Aufenthalt; außerdem steht er freilich in den Verteilern diverser französischer Plattenfirmen.

Mehr als fünfzig Prozent seiner »Tour de France«-Gäste sind übrigens Exil-Franzosen: was man auch und vor allem am »ausgelassenerem Feiern« erkennt: »Franzosen gehen aus, um zu tanzen: Und so sind bei meinen Partys oft 90 Prozent der Gäste auf der Tanzfläche«, erzählt Bohnet stolz.

Damit jene auch daheim die wunderbar tanzbaren Hits von »Dionysos«, »Mickey 3d« und Anais hören können, hat Bohnet inzwischen Franzosen-Sampler herausgebracht – unter den Namen »Le Tour«, »Le Tour 2« und brandneu die von Frauenstimmen dominierte »Le Tour 3«. Nadine Nöhmaier

Artikel vom 31.01.2007
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