Die Hauptschule München-Moosach veranstaltet einen »Berufe live«-Tag

Moosach · Lehre statt Leere

Die Hauptschule Moosach bietet ihren Schülern mehr als nur Unterricht. Den Einstieg in das Berufsleben soll der »Berufe live«-Tag erleichtern. Foto: Archiv

Die Hauptschule Moosach bietet ihren Schülern mehr als nur Unterricht. Den Einstieg in das Berufsleben soll der »Berufe live«-Tag erleichtern. Foto: Archiv

Moosach · Johann Radler ist seit mehr als 30 Jahren Münchner Hauptschullehrer. Seinen richtigen Namen will er lieber nicht in der Zeitung lesen, aber was in seinem Klassenzimmer los ist, benennt er um so klarer: »Die Hälfte meiner Schüler erledigt ihre Hausaufgaben nie – und von den anderen schreibt die Hälfte auch nur ab.«

Und zwar von den fünf oder sechs Schülern, die sie selbst gemacht haben. »Wie wollen die Abschreiber in einem halben Jahr den Quali schaffen?« fragt er und schüttelt den Kopf. Von seinen 25 Schülern der neunten Klasse haben erst zwei einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Aufgrund solch trauriger Zahlen wird am morgigen Donnerstag an der Hauptschule Moosach ein »Berufe live«-Tag veranstaltet, der den Schülern ein realistisches Bild des Arbeitsmarktes geben – und sie zu beruflichem Engagement motivieren soll.

»Viele meiner Schüler können ihr tatsächliches Leistungsvermögen nicht realistisch einschätzen«, berichtet Radler. »Manche träumen noch davon, Fußballstar, Stewardess oder Kinderärztin zu werden, dabei kommen sie schon im Unterricht kaum mit.« Und selbst jene, die sich ernsthaft um ihre Zukunft kümmern, tun sich schwer. Viele wissen gar nicht, welche Ausbildungsberufe es gibt, hat Radler bei seinen Schülern beobachtet. Das bestätigt auch Angelika Kipper, Schulsozialarbeiterin an der Moosacher Hauptschule: »Unsere Schüler wollen am liebsten alle in den Einzelhandel oder ganz bekannte Berufe wie Friseurin oder Mechatroniker erlernen.« Weil das alle wollen, sind die entsprechenden Stellen rar.

Dabei gibt es viel mehr Berufe – wer sich umschaut, erhöht seine Chancen deutlich. »Vom Groß- und Außenhandelskaufmann wissen die meisten gar nichts«, sagt Kipper, geschweige denn von Berufen wie Steinmetz oder Zimmermann. Um das zu ändern, veranstaltet sie den »Berufe live«-Tag. Mehr als 20 Experten hat sie hierzu eingeladen, sie werden ihre Arbeit vorstellen.

Die Schüler der Klassen sieben bis zehn gehen dabei auf Info-Tour: Jeder kann sich zwei Berufsvertreter anhören und alle Fragen loswerden. Zimmermeister Martin Pommer ist einer der Experten. In seinem Betrieb bei Erding beschäftigt er zwei Auszubildende – beides Hauptschul-Absolventen: »Wir legen Wert auf gute Noten«, sagt er, »aber das ist nicht alles. Wir wollen auch sehen, dass die Bewerber anpacken wollen.« Die besten Chancen haben natürlich diejenigen, die in schulischer wie persönlicher Hinsicht punkten.

Vor einem Jahr war Pommer zum ersten Mal beim »Berufe live«-Tag dabei. »Die meisten Schüler hatten überhaupt keine Ahnung, was ein Zimmerer eigentlich tut«, berichtet er. Um so überraschter war er am Ende, als viele bereit waren, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Auch der Münchner Steinmetz Alfred Herklotz wird den Moosacher Hauptschülern seine Arbeit vorstellen. »Kaum einer weiß, dass ein Steinmetz nicht nur Grabmäler herstellt, sondern häufiger Bodenbeläge und Treppen baut und manchmal auch alte Kunstwerke restauriert«, beklagt er. Als Lehrlingswart und Gesellen- Fortsetzung auf Seite x

Artikel vom 30.01.2007
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