Nach 50 Jahren wird die Ausstellung im Isartor »vorsichtig modernisiert«

Zentrum · Frischzellen für Valentin

»Musäums«-Leiterin Sabine Rinberger und Pappkamerad Karl Valentin freuen sich auf den Umbau der skurrilen Ausstellung im Isartor.	Foto: ca

»Musäums«-Leiterin Sabine Rinberger und Pappkamerad Karl Valentin freuen sich auf den Umbau der skurrilen Ausstellung im Isartor. Foto: ca

Zentrum · Der pelzummantelte Winter-Zahnstocher wird bleiben. Das Bild des Kaminkehrers bei Nacht auch. Ebenso das Kichern Liesl Karlstadts, wenn Karl Valentin in »Der Firmling« einen »Kaas in der Flaschn« bestellt. Ansonsten aber wird sich im Karl Valentin-»Musäum« im Isartor während der kommenden eineinhalb Jahre einiges ändern: Es wird umgebaut, die Ausstellung heutigen Seh-Gewohnheiten angepasst, der zeitlose Karl Valentin in eine neue Zeit geführt.

Kurzum: es wird mehr Informationen, mehr Ton und Technik geben. »Die Skurrilität des ›Musäums‹ bleibt dabei natürlich erhalten«, zerstreut die »Musäums«-Leiterin Sabine Rinberger die Angst vor einer 08/15-Ausstellung mit Touchscreens und steriler Atmosphäre. »Auch in Zukunft wird die Ausstellung von ihren kuriosen Objekten leben. Damit hat das ›Musäum‹ schließlich Kultstatus erreicht!«

Und so wird man auch nach dem Umbau neben dem Schwitzen vor allem zum Lachen kommen, wenn man die beiden Türme des Isartors erklimmt. Hierbei wird den Besucher ein roter Faden begleiten, durch den er sich der einzigartigen Persönlichkeit Valentins und der Volkssängerbewegung nähern kann. Heuer wird zudem Valentins 125. Geburtstag gefeiert. Bisher muss sich der Besucher dagegen vieles durch verstreut angebrachte Texte selbst erarbeiten. Bisweilen fehlen Beschriftungen – und Objekte stehen ohne Erklärung in den Vitrinen. Das nimmt zwar nichts von ihrer Kuriosität weg, weckt jedoch die Neugier nach mehr Informationen: »Die Ausstellungsstücke sollen künftig besser präsentiert werden, wir wollen sie zum Sprechen bringen. Im besten Falle wird der Besucher dabei gar nicht mitbekommen, dass er didaktisch ein wenig an die Hand genommen wird«, erklärt Rinberger.

Vor allem Karl Valentin und Liesl Karlstadt selbst sollen mehr zu Wort kommen, die neue Ausstellung wird vermehrt Ton- und Filmaufnahmen der beiden enthalten. Denn egal wie gelungen der Umbau wird – Karl Valentin spricht immer noch am besten für sich selbst. Vor allem jungen Leuten, die keinen Bezug mehr zu dem Komiker und der Volkssängerbewegung haben, will Rinberger damit den Zugang vereinfachen. »Und bei Stummfilmen wie ›Mysterien in einem Frisiersalon‹ bekommen künftig auch Nicht-Bayern etwas mit«, sagt sie schmunzelnd. Langfristig ist für jene die Einführung von Audioguides geplant.

Nach jeder Menge Handwerkerarbeit ist das »Musäum« seit 19. Januar wieder geöffnet, ansonsten läuft der Betrieb während der Umbauphase, die bis kommendes Jahr dauert, weiter: »Wir operieren am offenen Herzen«, meint Rinberger, die schon jetzt kaum mehr in ihrem Büro arbeiten kann – überall türmen sich Ausstellungsstücke: ein Totenkopf mit Narrenkappe, diverse Bühnenbild-Modelle, große Büsten von Volkssängern und ein Karl Valentin aus Pappmaché. Das Kabarettprogramm ›Große Kunst auf kleinem Raum‹, das frei nach dem Vorbild von Karl Valentins Panoptikum oder seiner Ritterspelunke Museum, Bühne und Gastwirtschaft zusammenbringt, bleibt bestehen: Der Volkssänger ist während des Umbaus also genauso präsent wie vorher. Christine Auerbach

Artikel vom 30.01.2007
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