Wochenende – paradox: Der EHC schlägt Tabellenführer Kassel und verliert gegen Essen

Lecker Kassler, übles Essen

Neville Rautert und Dylan Gyori feierten die zwischenzeitliche 2:1-Führung gegen Kassel. Und es wurde noch besser... Foto: EHC

Neville Rautert und Dylan Gyori feierten die zwischenzeitliche 2:1-Führung gegen Kassel. Und es wurde noch besser... Foto: EHC

Die Kassel Huskies sind das unbestrittene Maß der Dinge in der Asstel-Bundesliga. Seit Wochen und Monaten betrachten die Kufen-Cracks aus Nordhessen die Tabelle von oben – ganze 19 Punkte Vorsprung auf Platz zwei hatten sich die Spieler aus der documenta-Stadt erspielt. Im Normalfall ist der Offensive Kassels wenig entgegenzusetzen. Mit elf Siegen in Folge im Gepäck waren die zukünftigen DEL-Spieler nach München gereist.

Am vergangenen Freitag gelang dem EHC München jedoch ein Kunststück: er hat die Kassel Huskies mit 3:1 nach Hause geschickt. Zuvor hatten die 1.176 Zuschauer im Oberwiesenfeld ein Spiel erlebt, welches Taktikliebhaber mit der Zunge schnalzen ließ. Im ersten Drittel, normalerweise die Sturm-und-Drang-Phase des EHC, passierte nichts. Gar nichts. Vorsichtiges Abtasten, nur keinen Fehler machen, die Defensive dicht halten. Sonst nichts. In der VIP-Lounge servierte der Koch Leberkäse und Kasseler. Beides lauwarm. Passend. Im zweiten Drittel, normalerweise die Tiefschlaf-Phase des EHC, drehten die Spieler beider Seiten auf, Zwischenstand nach 40 Minuten 1:1 – spannend war’s. In der VIP-Lounge hatten zehn Fans ihren Ergebnistipp abgegeben. Klare Tendenz: Sieg für den EHC-München. So sind sie, die Fans. Das dritte Drittel, in der vergangenen Woche die Hau-Drauf-Phase am Oberwiesenfeld, bot alles, was das Eishockey-Herz höher schlagen lässt. Schnelles Spiel, viele Chancen und zwei Tore des EHC. Endstand 3:1. „Das waren unglaublich wichtige drei Punkte für uns“, frohlockte Cortina. „Und ich bin sicher, dass Stephane die Punkte nicht so dringend braucht wie wir.“ Stephane, Nachname Richter, von Beruf Trainer der Huskies, lächelte gequält. Cortina grinste bis über beide Ohren. Endlich, so Cortina, hätten seine Spieler wieder Leidenschaft und taktische Intelligenz gezeigt. Zwar habe Kassel nicht sein bestes Eishockey gezeigt, analysierte Cortina, doch müsse „man auch dann erstmal gegen diese Mannschaft gewinnen.“ Die Gründe für den Sieg lagen in der vielgescholtenen Verteidigung. Besonders Patrick Vogl, Gordon Borberg und Malte Seifert (spielte für den gesperrten Johan Ejdepalm), sowie Torhüter Joey Vollmer hatten die drei Punkte mit aller Macht in München gehalten. „Die Spieler haben verstanden, in welcher Situation wir uns befinden“, erklärt Cortina. „Wir sind noch nicht aus dem Loch heraus. Aber wir haben aufgehört, es noch tiefer zu buddeln.“ Mit 61 Punkten steht der EHC München auf Platz 10. Es hätte Platz sieben sein können, wäre da nicht diese knappe 3:2-Auswärtsniederlage am vergangenen Sonntag gegen Essen gewesen. Der EHC, das zeigte der Freitag, hat das Potenzial dazu, ganz groß aufzuspielen, und dazu – siehe Sonntag – ganz grandios zu scheitern. Es fehlt die Konstanz, diktiert Cortina den Journalisten in die Blöcke – und diese nicken einhellig. „Aber es ist noch nichts verloren“, brummt Cortina. Und wieder nicken alle.

Daniel Köhler

Artikel vom 29.01.2007
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