Die Katholische Pfarrkirche Allerheiligen startet in ihr Jubiläumsjahr

Schwabing · »Scheune Gottes« wird 50

Die Allerheiligenkirche (eine Aufnahme aus den 50er Jahren). Foto: Privat

Die Allerheiligenkirche (eine Aufnahme aus den 50er Jahren). Foto: Privat

Schwabing · »Ganz klar die Indianer«. Wenn Pfarrer Johannes Oberbauer (42) zum 50-jährigen Jubiläum der Pfarrkirche Allerheiligen an die Kuriositäten in seiner Gemeinde denkt, fällt ihm zunächst die Anekdote mit den 30 Rothäuten ein, die 1929 per Bus noch in die Vorgängergemeinde Allerseelen, Ungererstraße 131, kamen, um ihres bei einem Circus Sarrasani-Auftritt in München verstorbenen Häuptlings zu gedenken.

Am Sonntag, 7. Januar, startete die Gemeinde in ihr Jubiläumsjahr 2007, zahlreiche Veranstaltungen sollen folgen: »Wir sind grad dabei einen Gottesdienst am Freitag, 2. Februar, mit ehemaligen Ministranten zu planen. Des Weiteren soll es in den Pfingstferien eine Jubiläumsfahrt nach Schlesien geben«, schildert Oberbauer. Zudem seien ein Bildband und eine Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde geplant. Um die Pfarrkirche Allerheiligen herum hat sich in den letzten 50 Jahren vieles getan. Sie selbst, am 7. November 1957 an der Ungererstraße 187 eingeweiht, hat sich äußerlich wenig verändert.

Die Zahl der Gemeindemitglieder schon, immerhin hat sich die Zahl der Schäfchen seit 1957 von etwa 8.000 auf heutige 5.000 minimiert. »Das liegt am demographischen Wandel. Früher lebten hier viele Familien mit Kindern die mittlerweile ins Umland gezogen sind«, erklärt Oberbauer.

Doch gerade die Stelle in der Stadt, wo sich das Leben anonymer gestaltet, habe ihn fasziniert: »Hier ist es weniger traditionell, dafür quirliger. Es gibt kein vorgefasstes System, sondern man muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Leute für die Kirche zu begeistern«. Schnell etwas einfallen lassen musste er sich auch 2003, als er eines Abends vom Joggen zurück in die Kirche lief und ihm zwei Diebe mit seinem Opferstock entgegen kamen. Beherzt nahm er, auch ohne Brille, zu Fuß die Verfolgung auf. »Leider ist mir mein Dieb in einem Hinterhof in die Leopoldstraße entwischt. Der Mesner hatte mehr Glück, sein Dieb wurde noch im Viertel gestellt. Er war aber auch klar im Vorteil: Er hatte ein Fahrrad«, grinst Oberbauer.

Die Architektur der Kirche wurde wegen Geldmangels nach dem zweiten Weltkrieg eher sachlich gehalten und auch die Standortwahl hatte pragmatische Gründe: »Wir konnten der St. Sylvester-Gemeinde den Baugrund, einen Sportplatz, günstig abkaufen«, schildert Oberbauer. Teuer hingegen war nach dem Krieg die Beheizung, sodass der oftmals klamme Bau in den Anfangsjahren inoffiziell »Scheune Gottes« hieß. Der heutige Name bezieht sich auf den Nordfriedhof, führt aber immer wieder mal zu Verwechslungen mit der Nachbarkirche, der Griechisch-Orthodoxen Allerheiligenkirche. Dabei arbeiten die beiden Gemeinden laut Oberbauer ohnehin wunderbar zusammen. Kathrin Schubert

Artikel vom 23.01.2007
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