Theater aus freien Stücken spielt im Pelkovenschlössl

Moosach · Heimweh: ein globales Gefühl

Moosach · 195 Millionen Migranten gibt es auf der Welt. Dazu Reisende und Rausgeschmissene aller Art, Hilflose und Ruhelose, Sinnsucher und Rumtreiber: unzählbar viele Leute unterwegs. Unschätzbar auch ihr Heimweh. Könnte man es wiegen oder messen, man käme vielleicht um die Erde – oder ins Guinnessbuch der Rekorde, Rubrik »fettestes Gefühl«. Oder hält diesen Rekord das Fernweh, aktuelle Triebkraft Nummer eins?

Eine Antwort auf diese Fragen darf man sich auch von dem Theaterstück »Heimweh«, das das »Theater aus freien Stücken« am Samstag, 20. Januar, ab 20 Uhr im Moosacher Pelkovenschlössl spielt, nicht erwarten. Vielmehr beleuchtet »Heimweh« die Sehnsucht nach zu Hause, ob es das nun noch gibt oder schon lange nicht mehr. Und das Heim-Weh, den Drang, wegzukommen, aus- und aufzubrechen aus was auch immer für einem Heim, sei es beschützend oder beengend.

Zwei Darsteller und ein Ghettoblaster spielen »Heimweh«. Die Münchner Schauspieler Evelyn Plank und Markus Fisher und ihr automatischer Playback-Begleiter. Regisseurin Julia Wahren hat ihre Lieder und Texte ausgewählt und zusammengestellt: Da geht es um Seemannsseligkeit und enttäuschte Liebe, da trifft man auf Cowboyromantik und obsessive Kuscheligkeit. Da ergreifen Gesetzte und Gehetzte das Wort, verzweifelte Gefangene und desorientierte Jetsetter. Die Lieder, arrangiert von Jan Exner, kommen aus Rock, Pop und Schlagerwelt, die ältesten Hits sind von Franz Schubert und Robert Schumann. Die Texte stammen aus Belletristik und Wissenschaft und sind zum Teil alltäglichen Zeitgenossen abgelauscht; die Sprache ist schnoddrig bis kunstvoll komponiert, komisch, drastisch und poetisch.

Das alles steht nebeneinander wie Leute auf einem Familienfoto: alt und jung, mächtig und schmächtig; fast jeder guckt geradeaus, aber man ahnt doch, wer hier am wichtigsten ist und wer stets die besten Scherze macht, wer Trost braucht und wer die andern unterm Tisch vors Schienbein tritt. Und vor allem, wer zu wem wie steht und was die Vorgeschichte ist von alledem. Aus versprengten Figuren wird – ahnungsweise und voller Vorbehalte – eine Gemeinschaft.

Eintrittskarten kosten zehn Euro (ermäßigt: acht Euro) und sind unter der Telefonnummer 1 43 38 18-0 direkt im Pelkovenschlössl zu reservieren.

Artikel vom 10.01.2007
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