Die Gewerkschaft verdi befürchtet massive Stellenstreichungen

München - Postler protestieren gegen die Post

Wütend über die Pläne ihres Arbeitgebers: Münchner Postboten. 	Foto: verdi

Wütend über die Pläne ihres Arbeitgebers: Münchner Postboten. Foto: verdi

Wenn 60.000 Menschen in einer Firma statt 38.5 Stunden künftig 41 Stunden arbeiten, was passiert dann? Genau, man kann einen Teil seiner Arbeitnehmer raus schmeißen, weil die anderen ja mehr arbeiten. Das war auch der Plan des Großkonzerns Deutsche Post.

Ab 1. Januar sollte die Arbeitszeit der verbeamteten Post-Mitarbeiter von 38,5 auf 41 Wochenstunden erhöht werden. Die Gewerkschaft verdi befürchtete massive Stellenstreichungen vor allem bei den Angestellten, bundesweit seien 5.000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Um ihren Protest öffentlich zu machen, demonstrierten in der vergangenen Woche rund 80 Briefträger vor der Post an der Arnulfstraße. Ihre Forderung: der Bonner Konzern soll die bisherige Arbeitszeitregelung beibehalten – sonst gibt es im Januar einen flächendeckenden Postler-Streik!

In ihrer Frühstückspause radelten Münchner Briefträger am Donnerstag voriger Woche zur Demonstration gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung für Post-Beamten. Auch die Angestellten des Bonner Konzerns schlossen sich an – denn wenn ihre Kollegen mehr arbeiten, könnte ihre Arbeitskraft überflüssig werden. Dabei rackern die einzelnen Menschen schon jetzt angesichts der vielen Kürzungen des Konzerns. „Zustellen ist ein Knochenjob – die 41-Stunden-Woche Wahnsinn“, stand auf einem der Plakate. „Wir können nicht mehr als arbeiten“, auf einem anderen.

Der Protest der Post-Mitarbeiter scheint sich gelohnt zu haben – vorerst zumindest: in einem Spitzengespräch einigten sich die Gewerkschaft und Deutsche Post darauf, dass die bundesweit rund 60.000 Post-Beamten in der ersten Hälfte des neuen Jahres wie gehabt 38,5 Stunden pro Woche arbeiten. In den kommenden Monaten werde gemeinsam über eine Lösung der strittigen Arbeitszeitfrage verhandelt. Zu den angekündigten Streikmaßnahmen wird es vorerst also nicht kommen.

Schlechte Nachrichten aber weiter für die Kunden: Die Filialschließungen gehen weiter: Die Arbeit der Schalter-Mitarbeiter wird – wie berichtet – künftig mehr und mehr von Einzelhandelsunternehmen geschultert. Was konkret bedeuten kann, dass der Brief bei einem Metzger aufgegeben wird und das Sparbuch beim Gemüseverkäufer eröffnet wird.

In München müssen im Jahr 2007 fünf Filialen dicht machen: in der Chiemgaustraße 83, in der Terofalstraße 25, in der Arabellastraße 26, am Oerteleplatz 3 und in der Verdistraße 45. Von Nadine Nöhmaier

Auch Ärger mit der Deutschen Post?

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Artikel vom 28.12.2006
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