Albrecht Ackerland über 2006

München - „Da schau her“

Beklagen kann man sich wirklich nicht, dass in diesem Jahr nichts los gewesen sei. Auch die gängigen Floskeln von der Zeit, die ach so schnell vergeht, schon wieder sei ein Jahr rum, das gehe ja alles immer so schnell – sie gelten nicht. Gut, es stimmt schon: Auch ich würde mir drei weitere Tage pro Woche wünschen, und drei bis acht Stunden täglich extra. Nur für mich.

Doch selbst diese Zusatz-Zeit würde wahrscheinlich nicht reichen, um all meine Vorhaben, die ich über die Tage, Wochen und Monate mehr hege denn pflege, erledigen zu können.

Aber die sonst so bejammerte Zeit, in der nichts geschieht, die aber trotzdem rasend schnell vergeht – die gab es 2006 nicht. So viel ist passiert, gerade in München. Wieder und wieder durfte ich feststellen: Nein, nein, nein, in keiner anderen Stadt willst du leben!

Das liegt freilich vor allen Dingen daran, dass sich in München aus dem Vollen schöpfen lässt, gerade als Grantler, der das Leben und die Menschen liebt. Als einer, wie ich es bin.

Ich kann mir keine andere Stadt vorstellen, in der das Schimpfen so viel Freude bereitet.

Zum Beispiel über den Ude: er kandidiert wieder, das war eine der großen Nachrichten 2007. Jeder hat’s geahnt, eigentlich ist das also eine Null-Neuigkeit. Aber der Zirkus, der um diese Entscheidung stattfand, war an sich unterhaltsam, wesentlich unterhaltsamer jedenfalls als Udes nervtötende Versuche als Kabarettist.

Oder die WM: Auch Monate danach bin ich noch erschlagen von dem überbordenden Fahnen-Geschwenke im Stile von 1989. Dieses neue „Deutschlaaaaand, Deutschlaaaand“-Gefühl wollte und will sich bei mir einfach nicht einstellen. Dafür gibt es dann doch zu viele stichfeste wissenschaftliche Studien, die unter großen Teilen der Bevölkerung ganz und gar keine Entspannung feststellen, wenn es um fremde Kulturen geht. Aber schwarz-rot-goldener Sommer hin oder her: Die Fußball-WM war großartig!

Was noch war, das die Zeit so langsam vergehen ließ? Der Papst in München? Ich war nicht da. Die Gärtnerplatz-Umgestaltung? Ich war oft da. Bruno der Bär auf dem Weg in die Stadt? Ich hätte ihn zu gern getroffen. Das peinliche Hin und Her bei den Löwen? Amüsant bis traurig. Ein Sommer, der wunderbarer nicht hätte sein können? Ja! Ein Winter noch im März, der war, wie ein Winter zu sein hat? Yeah! Was aber nun wirklich an Spannendem passiert ist? Nichts. München war wie immer. Einfach so. Wenn das nicht reicht!

Ich jedenfalls wünsche Ihnen einen Rutsch ins hoffentlich münchnerischste 2007, das wir uns vorstellen können.

Artikel vom 28.12.2006
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