Das Jagd- und Fischerei-Museum zeigt eine Krippen-Ausstellung

Zentrum · Advents-Idyll im Zentrum

Die Ausstellung »Krippen und Christkindl« erinnert an den Ursprung des Weihnachtsfestes. Foto: VA

Die Ausstellung »Krippen und Christkindl« erinnert an den Ursprung des Weihnachtsfestes. Foto: VA

Zentrum · Besinnliche Weihnachtszeit? Schön wär’s. Die letzten Tage vor Heiligabend sind für viele purer Stress, viele hetzen und hasten auf der Suche nach Geschenken durch die Münchner Innenstadt. In überfüllten Kaufhäusern schließlich gerät fast in Vergessenheit, warum wir Weihnachten feiern.

Doch mitten in der Fußgängerzone gibt es jetzt eine echte Weihnachts-Oase. Ohne Glühwein, aber mit viel Ruhe. Das Jagd- und Fischerei-Museum in der Neuhauser Straße 2 lädt zur Ausstellung »Krippen und Christkindl« ein – und damit zum Ursprung des Weihnachtsfestes. Die Darstellung der Geburt Christi in einer Weihnachtskrippe ist ein Jahrhunderte alter Brauch, älter als die meisten anderen Weihnachtsrituale.

Das gegenseitige Beschenken ist zum Beispiel erst seit dem 16. Jahrhundert überliefert und fand zunächst nur in evangelischen Familien statt. Für katholische Kinder gab es früher bereits am Nikolaustag die Bescherung. Bildliche Darstellungen von Maria und Josef mit dem Christuskind sowie mit Hirten, Ochsen, Esel und den Heiligen Drei Königen jedenfalls sind schon aus dem vierten Jahrhundert bekannt. Als Erfinder der Weihnachtskrippe gilt der heilige Franz von Assisi, der das Weihnachtsgeschehen 1223 zum ersten Mal mit lebenden Menschen und Tieren nachstellte. Er wollte damit dem Volk, das nicht lesen konnte, die Heilige Schrift und die Weihnachtsgeschichte näher bringen. Bald folgten geschnitzte Darstellungen des Stalls in Bethlehem; die Figuren wurden damals aus Terrakotta gefertigt, kunstvoll bemalt und in kostbare Gewänder gekleidet.

Besonders in Altbayern und Tirol gab es Werkstätten, die die Krippenkunst perfektionierten. Die Ausstellung im Jagd- und Fischereimuseum zeigt nun ausgewählte Krippen aus dem alten und neuen Oberammergau, aus Tirol und sogar aus Neapel. Manche Krippen sind mit Stall, Ochs und Esel, Schafen, Kamelen, Hirten und Engeln im Überfluss ausgeschmückt und fänden auch auf einer großen Speisetafel kaum Platz. Andere zeigen nur Maria, Josef und das auf Stroh gebettete Jesuskind in einem gerade handtellergroßen Kästchen.

Besonders rar sind die ausgestellten Krippen aus dem Neapel des 18. Jahrhunderts. Deren bis zu 40 Zentimeter hohen Figuren sind aus Terrakotta gearbeitet, teils mit Augen aus echtem Glas ausgestattet und in reich verzierte Gewänder gehüllt. »In Italien finden sich solche Krippen kaum noch«, sagt Museumskuratorin Heike Jass, »deshalb kommen italienische Kunstsammler oft nach Bayern, wenn sie Krippen aus ihrer Heimat sehen wollen!«

Unter den Ausstellungsstücken sind auch zahlreiche gewickelte Jesuskinder, in Bayern »Fatschenkindl« genannt. Ein Schaukasten gewährt Einblick in das Handwerk der Künstler und zeigt, wie ein »Fatschenkindl« entsteht, vom Gipsabdruck bis zum fertigen, prächtig gewickelten Jesuskind.

Der Ort der Ausstellung hat übrigens selbst eine lange, christliche Tradition. Das Museumsgebäude ist eine ehemalige Kirche – die Augustinerkirche; das angrenzende Polizeipräsidium in der Ettstraße steht auf dem Grund eines früheren Augustinerklosters. Der Legende zufolge schenkten die Münchner der Augustinerkirche 1600 ein »Fatschenkindl«, das es zu großer Bekanntheit bringen sollte. Denn es glitt einem Augustinerpater aus der Hand und zerbrach.

Der Pater verheimlichte das Missgeschick vor seinem Prior und versteckte das zerbrochene Kindl. Als er es ein Jahr später zur Weihnachtszeit herausholen wollte, war es auf wundersame Weise wieder ganz. Die Kunde dieses Wunders verbreitete sich rasch, die Augustinerkirche wurde zu einer gut besuchten Wallfahrtsstätte. Noch heute ist das berühmte Augustinerkindl in der benachbarten Bürgersaalkirche zu sehen. Die Spuren der Bruchstelle am Kopf verraten seine Geschichte immer noch.

Die Ausstellung im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in der Neuhauser Straße 2 ist täglich von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis 21 Uhr. Heiligabend und Silvester ist geschlossen. Der Eintritt kostet 3,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, die Familienkarte 7 Euro. Gecko Wagner

Artikel vom 19.12.2006
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