Albrecht Ackerland über Polizei

„Da schau her“

Sie wissen vielleicht, dass ich nicht immer ein uneingeschränkter Freund der Polizei war. Leider bestätigen mir immer wieder manche Erlebnisse diese eher kritische Haltung. Wirklich sympathisch aber sind mir die Fußstreifen in der Innenstadt. Mir scheint’s, als wären das noch echte Münchner Sheriffs. Solche vom alten Schlag. Das müssen noch nicht einmal Beamte kurz vor der Pensionierung sein. Die Serie „München 7“ hat uns gezeigt, wie nette, freundliche, bürgernahe, serviceorientierte Polizeiarbeit sein kann. Die auch mal ein Auge zudrückt.

Wenn ich beide Augen halb zudrücke, so, dass alles ein bisserl verschwommen wirkt, so wie im Traum, dann kann ich mir schon vorstellen, dass manche Fußstreife, losgeschickt vom Revier in der Hochbrückenstraße, ähnlich tickt wie der Fexer und sein Kollege aus der Serie.

Neulich dann hab ich erfahren, dass genau die Beamten von jener Inspektion, also die echten meine ich, dass sie zur Zeit manchmal mit der U-Bahn fahren. Nicht, oder nicht vor allem, um in den Zügen zu kontrollieren, dass alles rechtens zugeht, sondern weil sie im ganzen Weihnachtstrubel mit dem Auto nicht so gut vorankommen. Wenn also irgendwas am Stachus oder am Sendlinger Tor passiert ist, das ein Erscheinen der Polizei verlangt, dann steigen die Herrschaften in Grün schon mal in die U-Bahn. Geht einfach schneller. Das finde ich ehrlich gesagt viel sympathischer, als diese neumodischen Fahrrad-Cops. Oder die mit Rollschuhen – soll’s ja auch schon gegeben haben. Nein: U-Bahn.

Sehr ehrlich. Ich war nie ein besonderer Freund der U-Bahn. Am liebsten würde ich eigentlich zu Pferd meine Erledigungen in der Stadt tätigen, vor allem im Advent, wenn’s so zugeht. Eine herrliche Vorstellung. Diesen Traum habe ich nicht erst, seit Helmut Dietl seine Helden in den „Münchner Gschichten“ beritten über die Ludwigsstraße schickte – und ihnen berittene Polizisten entgegenkamen.

Also: die Polizei könnte ja – wenn, wie eben, mit dem Auto schwer voranzukommen ist – auch das Pferd nehmen. Wäre viel herrschaftlicher, autoritärer, und auch: stilvoller. Vergönnen würde ich es ihnen. Aber dass sie auf Augenhöhe mit ihren Kunden und Auftraggebern – den Bürgern – die U-Bahn nehmen, das finde ich rührend. Echte, rührende Sheriffs. Jetzt nur noch schön brav bleiben, dann klappt’s auch bald mit meiner Freundschaft.

Artikel vom 07.12.2006
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