Wohliger Schrecken: Tom Bierbaumer ist Teil einer besonderen Krampus-Truppe

Schwabing · Schwabinger Sparifankerl

Der Mensch hinter der unheimlichen Maske von Münchens erster Krampus-Gruppe »Sparifankerl-Pass«: Tom Bierbaumer. Fotos: Sessner; Montage: ABC Fotosatz

Der Mensch hinter der unheimlichen Maske von Münchens erster Krampus-Gruppe »Sparifankerl-Pass«: Tom Bierbaumer. Fotos: Sessner; Montage: ABC Fotosatz

Schwabing · Der eine steht für Liebe, der andere für Hiebe. In Bayern ist der gütige Nikolaus traditionell mit dem wilden Krampus unterwegs – zum Schrecken der Kinder. Vor dem düsteren Rutenschwinger hatte Tom Bierbaumer noch nie Angst. Im Gegenteil: Der Schwabinger hat schon von kleinauf lieber gern selbst Leute erschreckt. Bereits als junger Bub lief der heute 36-Jährige bei Krampus- und Perchtenläufen im Alpenraum mit.

Damit dieser Brauch mit jahrhundertealter Tradition nicht völlig verschwindet, gründete Bierbaumer mit ebenso krampusbegeisterten Freunden vor sechs Jahren Münchens erste und bis heute einzige Krampus-Gruppe.

»Sparifankerl-Pass« (Sparifankerl ist münchnerisch für Teufel, Pass ist österreichisch für Gruppe) hat derzeit 15 Mitglieder im Alter von vier bis 45 Jahren. »Es ist aber sehr schwer, Leute für die Gruppe zu begeistern,« erzählt der Kameramann. »Der Brauch ist in der Stadt wohl einfach nicht bekannt genug.« Zudem sorgte vor zwei Jahren der Überfall von mit Teufelsmasken verkleideten Jugendlichen auf drei Türkinnen im Hasenbergl für ein schlechtes Image der Krampus-Gruppe. »Da haben irgendwelche Holzköpfe den Brauch komplett falsch verstanden, das ist alles andere als lustig«, schimpft Bierbaumer. »Bei uns aber laufen Profis, die wissen, was sie tun.« Und so hielt man erst recht an einem bereits geplanten großen Krampuslauf in der Münchner Innenstadt mit über hundert Beteiligten fest. »Um den Besuchern den Unterschied zwischen einer feigen Schlägertruppe und dem faszinierenden Brauch aus dem Bergland bewusst zu machen.«

Bei ihren Auftritten, meist in Bayern, Österreich und Italien, tragen die Mitglieder der Sparifankerl-Pass furchteinflößende, kunstvoll geschnitzte Holz-Teufelsmasken aus dem österreichischen Großartal, einen zotteligen Pelz, Krallenhandschuhe, eine Rute sowie zahlreiche Glocken, mit denen sie einen Heidenlärm verursachen.

Zuschauer, die sich nicht schnell genug retten können, werden ins ruppige Geschehen mit einbezogen, ordentlich geschüttelt oder mit den Ruten mehr oder weniger zärtlich geschlagen.

Das unheimliche Spektakel kommt besonders gut bei Touristen an – »vor allem Italiener und Japaner sind fasziniert, umringen und fotografieren uns permanent«. Trotz der gruseligen Erscheinung: Kinder geben sich beim Lauf meist sehr offen, auch wenn sie oft nicht zwischen Interesse und Furcht entscheiden könnten, erzählt Bierbaumer. Aber sie wüssten sehr wohl, dass da ein Mensch unter der Maske steckt. »Wir versuchen immer möglichst kinderfreundlich zu sein.« Ein Schläger- oder Säuferverein, wie manche laut Bierbaumer vermuteten, seien sie nicht. »Meist haben eher die Erwachsenen ein Problem mit den teuflischen Figuren.«

Zu erleben sind die am Marienplatz am Sonntag, 10. Dezember, von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr und Freitag, 22. Dezember, von 18 bis 19 Uhr. Wer selbst mitmachen möchte, kann sich im Internet unter www.sparifankerl-pass.de informieren.

Cornelia Schröter

Artikel vom 05.12.2006
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