Der EHC hat gegen Bremerhaven mit 1:2 verloren

Traurige Drachentöter

Auch die beste Serie muss einmal reißen: Der EHC verlor gegen den Tabellenzweiten. Foto: Jakob Wiessner

Auch die beste Serie muss einmal reißen: Der EHC verlor gegen den Tabellenzweiten. Foto: Jakob Wiessner

Der Stadion-DJ hatte einen schlechten Tag. Zögert er sonst keine Sekunde, um die Stimmung mittels süffisant-frecher Musikuntermalung anzuheizen, so hielt er beim Spitzenspiel der Asstel-Bundesliga zwischen dem EHC München (Platz 4 der Tabelle) und den „Fishtown Penguins“ aus Bremerhaven (Platz 2 der Tabelle) weitestgehend still.

Sein Publikum tat es ihm gleich, die Nordkurve blieb ungewohnt ruhig. Als der Discjockey seine Mannen mit einem martialisch klingenden „Warum seid ihr so leise?“ wecken wollte, kassierte er hämische „DJ raus!“-Rufe. Also war er wieder still. Aber was sollte er auch tun. Ihm ist es ja nicht erlaubt, während der Spielhandlungen Musik zu machen. Lediglich bei Bullies oder in der Pause darf er aufdrehen. Am meisten Spaß macht es jedoch, einen gegnerischen Spieler hämisch in die Eisbox zur Strafzeit zu geleiten. Nur: wenn es keine Strafzeiten gibt, dann ist auch der beste DJ zur Untätigkeit verdammt. Lediglich vier Strafzeiten produzierten die Profis im 60-minütigen Spiel. Ein Wert, der im Regelfall schon im ersten Drittel erreicht wird. Doch die Spieler konzentrierten sich auf das, was sie am besten können: Spielen. Es war ein ausgeglichener Wettkampf, und lange Zeit hatte man das Gefühl, dass diese Mannschaften auch fünf Stunden hätten spielen können, ohne dass ein klarer Sieger hervorgeht. Das spartanisch anmutende Ergebnis von 1:2 jedenfalls macht das Spiel schlechter, als es war. Es spiegelt aber die tatsächliche Leistungsfähigkeit des EHC München wider. Zwei Mal ließ er sich zwar amateurhaft in der Verteidigung von den abgeklärten Gästen überrumpeln, ansonsten aber war der EHC ebenbürtig. Leider jedoch scheiterte er ein ums andere Mal am Teufelskerl im Bremerhavener Tor – an Alfie Michaud. Nach dem Schlusspfiff übrigens drehte der DJ noch einmal alles auf, was die Lärmschutz-Richtlinien erlaubten, doch das Rund leerte sich in Rekordzeit. Fast genau so schnell war die Musik denn auch wieder aus. „Alfie war überragend“, waren sich der Bremerhavener Coach Igor Pavlov und Pat Cortina einig. Pavlov war sichtlich froh darüber, drei wichtige Punkte aus München mitnehmen zu können, während Cortina sichtlich schmollte. Zu gerne hätte er mit seiner Mannschaft weiterhin die Rolle des Drachentöters der Liga gespielt. Doch der Drache war dieses Mal eine Nummer zu groß. Er wankte zwar, fiel aber nicht um. „Wir haben heute nicht so gekämpft, wie ich das sehen wollte“, sagte Cortina, sichtlich angesäuert. „Schade, dass wir den Dezember so beginnen müssen“. Cortina wirkt, als hätte er gerade die schrecklichste Niederlage seiner Karriere beigebracht bekommen, so rot war sein Kopf. Rot vor Wut. „Wir werden die richtige Reaktion am Sonntag gegen Kaufbeuren zeigen“, prognostizierte er. Er sollte Recht behalten. Die sowieso schon geschundenen Kaufbeurer, man erinnere sich an die grandiose 8:0-Schmach von vor wenigen Wochen, fingen sich zuhause sieben Tore ein und machten deren nur drei. Schon nach 25 Minuten führten die Münchner mit 0:5. Dieser Kampf war keine Herausforderung. Der EHC hat in dieser Form mit den Kandidaten aus der unteren Tabellenhälfte nichts gemein. In dieser Form muss er sich mit anderen, größeren Drachen messen. Noch ein Tipp an dieser Stelle für den Stadion-DJ: „Puff the Magic Dragon“ von „Peter, Paul and Mary“ – das hätte gut gepasst. Vielleicht beim nächsten Mal. Sonst: Weitermachen. Und zwar alle! Daniel Köhler

Artikel vom 04.12.2006
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