Die Stadt will herausfinden, was das Sportlerherz begehrt

Wie fit sind die Münchner?

Die Stadt will jugendliche und erwachsene Münchner dazu bringen, mehr Sport zu treiben: Tennis statt „Tomb Raider“ heißt die Devise! Foto: clash

Die Stadt will jugendliche und erwachsene Münchner dazu bringen, mehr Sport zu treiben: Tennis statt „Tomb Raider“ heißt die Devise! Foto: clash

Kinder bewegen sich zu wenig – was bisher viele vermutet haben, ist jetzt amtlich: Das Staatsinstitut für Frühpädagogik hat in einer Studie herausgefunden, dass sich Kinder heute nur noch eine Stunde am Tag bewegen, und selbst davon nur 15 Minuten intensiv. Die meiste Zeit verbringen sie mit ihrem Gameboy, an der Playstation oder am PC.

Schuld daran sind aber nicht nur Computer & Co., sondern auch die Erwachsenen: „Wenn Eltern sportlich aktiv sind, werden es oftmals auch die Söhne und Töchter“, sagt Elisabeth Weiß-Söllner, die als Stadtschulrätin auch für den Sport in München verantwortlich ist.

Der Statistik zufolge müsste München eine Stadt im Fitness-Rausch sein: 800.000 der 1,3 Millionen Münchner treiben regelmäßig Sport, mehr als 500.000 sind Mitglieder in einem der rund 700 Sportvereine, knapp 300 verschiedene Sportarten gibt es in der Stadt.

Wer sich allerdings nicht an einen Sportverein binden will, hat ein Problem. Und das nicht nur, wenn es um „exotische“ Sportarten wie Kite-Surfen oder Skibob-Fahren geht, die auch in München angeboten werden: Allein Tischtennis spielen gestaltet sich schwierig. Nach Spielmöglichkeiten gefragt, müssen Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) und Stadtschulrätin Weiß-Söllner eine Weile überlegen: „Fragen Sie doch in Schulen nach, die bieten das oft an“, rät die Bürgermeisterin schließlich – und die Stadtschulrätin empfiehlt die Broschüre „Sport in München“. Darin finden sich mehr als 6.000 Sportangebote in München und Umgebung, auch Tischtennis ist darunter, mehr als 50 Vereine bieten es an, sogar der FC Bayern. Wer jedoch dem Schulalter entwachsen ist und nicht in einen Verein eintreten will, dem bleiben nur die rund 150 öffentlichen Tischtennis-Tische aus Stein, die in Parks und auf Spielplätzen in der ganzen Stadt stehen. Doch Tischtennis auf Steinplatten ist etwa so attraktiv wie Fußball auf der Schotterpiste.

Inzwischen hat die Stadt erkannt, dass bewegungshungrige Münchner nicht immer das finden, was sie suchen. Um die jährlich mehr als 30 Millionen Euro in ihrem Sportbudget besser zu verteilen und neue Entwicklungen nicht zu verschlafen, hat der Stadtrat jetzt einen Sport-Entwicklungsplan beschlossen. Damit wollen die Stadtpolitiker herausfinden, welche Sportarten bei den Münchnern gefragt sind, ob sie die lieber allein oder im Verein ausüben wollen und auch, zu welchen Zeiten das Angebot überhaupt gewünscht wird.

Auch die Entwicklung von neuen Sportarten haben die Trend-Fahnder im Visier. „Einradfahren boomt derzeit“, weiß Bürgermeisterin Strobl, „das hat vor drei Jahren noch keiner vorhergesehen“. Und auch die einstigen Nischen-Sportarten Inline-Skating oder Nordic-Walking sind plötzlich zum Massenphänomen geworden; und ältere Menschen gehen neuerdings zur Herzsportgruppe. Weitere Entwicklungen sollen jetzt für die nächsten zehn Jahre möglichst genau vorhergesagt werden, damit die Stadt planen kann und möglichst viele Münchner zu mehr Bewegung animiert. Die Vereine sind dazu aufgerufen, Verbesserungsvorschläge einzureichen.

Als eine erste Maßnahme beschloss die Stadt in dieser Woche, den Neubau einer Mehrzwecksporthalle mit einer Kletteranlage im Münchner Norden als Kooperationsprojekt des SC München-Freimann und der Kletteranlage München-Thalkirchen des Deutschen Alpenvereins mit 324.000 Euro und einem zinslosen Darlehen zu unterstützen. „Die Vereine schaffen mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt ein modernes Sportzentrum“, freut sich die sportpolitische Sprecherin der Rathaus-SPD, Diana Stachowitz.

Insgesamt allerdings wird es in absehbarer Zeit nicht mehr Geld für den Münchner Sport geben. „Wir sind froh, dass wir in diesem Bereich nicht kürzen mussten, während das Land Bayern seine Förderung massiv zurückfährt“, sagt Strobl. „Andere Großstädte machen Schwimmbäder dicht, München nicht.“ Von Gecko Wagner

Die Münchner Sportdatenbank www.sport-muenchen.de informiert aktuell über Sportveranstaltungen, Anbieter, Fitness-Programme und das Münchner Freizeitsport-Angebot. Eine umfassende Übersicht bietet auch das Handbuch „Sport in München“ mit einem Verzeichnis aller Sportvereine, Trainings- und Spielstätten in München und Umgebung. Es ist für fünf Euro im Buchhandel oder in der Stadtinformation am Marienplatz erhältlich.

Artikel vom 23.11.2006
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