Der EHC München fegt seinen ehemaligen Angstgegner Kaufbeuren mit 8:0 vom Eis

Das Eishockey-Feuerwerk

Besser geht es nicht: Was der EHC am Dienstag auf dem Eis vorführte, war Eishockey vom Feinsten. Foto: mh

Besser geht es nicht: Was der EHC am Dienstag auf dem Eis vorführte, war Eishockey vom Feinsten. Foto: mh

Es waren noch ganze fünf Minuten im letzten Drittel zu spielen, da verließen die ersten Kaufbeurer Fans bereits gefrustet ihre Plätze. Fünf Minuten – in einer solch kleinen Ewigkeit sind im Eishockey schon komplette Spiele gekippt worden.

Doch gegen diesen EHC war am vergangenen Dienstag nichts zu holen. Befeuert von einer großartigen Ausbeute von Neville Rautert (3 Tore, 3 Assists), der Leidenschaft Floppo Zellers (1 Assist, unzählige Trickspiel-Züge) und der kühlen Klasse Harti Wilds (erstes Spiel ohne Gegentor in dieser Saison) zündete der EHC ein Eishockey-Feuerwerk gegen den vermeintlichen Angstgegner, an das man sich lange erinnern wird. Einzig der Verschnauf-Pause im zweiten Drittel ist es zu verdanken, dass die Schmach für Kaufbeuren nicht zweistellig ausfiel. Dementsprechend bedient zeigte sich deren Trainer Peter Ustorf: „Ich schäme mich für diese Mannschaft und ihre Leistung und entschuldige mich bei allen Verantwortlichen des Vereins und vor allen bei den Fans. Das war einfach peinlich.“ Die EHC-Fans dagegen sangen und jubelten immer noch im Stadionrund. Floppo Zeller und Andreas Kruck tanzten wie weiland Bäumler und Kilius über das Eis und Joey Vollmer – mittlerweile barfuß unterwegs - warf Pucks in die Ränge. Wenn man den EHC, der mit einer ziemlichen Starthemmung in die Saison ging, so sieht – muss man sich in der Tat folgende Fragen stellen: Ist das wirklich noch dieselbe Mannschaft wie vor zwei Monaten? Kann ein Trainerwechsel allein diese Leistungssteigerung erklären? Offensichtlich ja. Unter der Leitung von Pat Cortina fuhr der schon totgeschriebene EHC in den letzten zehn Pflichtspielen acht Siege ein. Wo früher Stagnation und Trägheit herrschten, regiert nun der unbedingte Wille zum Sieg. Egal, gegen wen. „Ich bin ein Ignorant“, verblüfft Cortina die anwesenden Journalisten auf der Pressekonferenz. „Ich kümmere mich nicht darum, welche Bedeutung ein Spiel für den Verein, die Spieler oder die Fans hat. Ich kenne Kaufbeuren nicht. Ich kenne die Historie nicht. Für mich ist das ein normales Spiel, bei dem ich maximalen Einsatz verlange.“ Cortina zeigte sich zufrieden mit der Leistung seiner Jungs. Zumindest fast: „Das zweite Drittel hat mir nicht gefallen. Wir hätten den Sack früher zumachen können und müssen“, moniert der Perfektionist. Eigentlich wolle er seinen Spielern jetzt einen freien Tag gönnen, zögere aber noch mit der Entscheidung. „Ich will nicht, dass sie glauben, sich jetzt ausruhen zu können.“ Denn eines müsse laut Cortina jedem im Verein klar sein: „Noch ist nichts entschieden. Die Liga ist eng. Natürlich sind wir jetzt weiter oben in der Tabelle als noch vor ein paar Wochen. Aber das kann sich sehr schnell wieder ändern. Wir dürfen jetzt nicht überheblich und unrealistisch werden“. Neben ihm lächelt ein glücklicher Teammanager und Co-Trainer Löcher in die Luft: Christian Winkler hat turbulente Wochen hinter sich. Trainerwechsel, sportliche Miseren, Disziplinarstrafen. Und dann kam Cortina. „Er ist mehr als nur ein Glücksgriff für uns. Besser geht es nicht“, schwärmt Winkler und präsentiert kurzerhand seinen neuesten Coup: „Vor fünf Minuten hat Malte Seifert einen Vertrag bis zum Ende der Saison bei uns unterschrieben.“ Ungläubiges Staunen im Rund, dann Applaus. Der 21-jährige Verteidiger, der schon DEL-Erfahrung sammeln konnte, kommt vom insolventen Oberligisten Rathingen an die Isar. „Ich bin beeindruckt von dieser Mannschaft. Ich freue mich auf die Aufgaben beim EHC München“, diktiert Seifert brav in die Mikrophone. Winkler strahlt nochmals. Wie alle, an diesem Dienstagabend in München. Daniel Köhler

Artikel vom 22.11.2006
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