Verstrickt-klamaukige Kinderoper

München - Turbulenter Freischütz

Kaspar (Jens Müller), Max (Gustavo Jimenez) und Kilian (Gottfried Thalmeier) in  „Der Freischütz“.	 Foto: Gut Immling

Kaspar (Jens Müller), Max (Gustavo Jimenez) und Kilian (Gottfried Thalmeier) in „Der Freischütz“. Foto: Gut Immling

„Kinder ab fünf Jahren, die schon immer mal wissen wollten, wie es hinter den Kulissen eines Opernhauses zugeht“, waren am vergangenen Wochenende zum Kinderopern-Festival in den Circus Krone eingeladen. Es begann Freitagnachmittag mit „Der Freischütz oder Die turbulente Probe“ nach Carl Maria von Weber.

Der Regisseur Ludwig Baumann, der seit Jahren das erfolgreiche Internationale Opernfestival Chiemgau auf Gut Immling leitet, saß am Steuerpult, gab Regieanweisungen und lange Erklärungen zur Handlung und zu Abläufen in einem Opernhaus. Er hatte es aber auch schwer, denn in dieser Inszenierung lief schief, was nur schief laufen kann, und zwar nicht ganz ungeplant.

Teil der „turbulenten Probe“: „die Kammersängerin“ (Felicitas Fuchs als Agathe), die zu spät aus New York kam, Gustavo Jimenez als Jägerbursche Max war – nicht nur im Spiel – indisponiert, der Chor hatte gar frei, der Inspizient (Dieter Schnitz) eilte punktgenau zum falschen Zeitpunkt mit den unpassendsten Requisiten auf die Bühne. Für Kenner von Webers „Der Freischütz“ war derlei Klamauk durchaus spaßig, für die Kinder jedoch verwirrend.

Dabei band Baumann die Kinder in das Bühnengeschehen mit ein, was ihnen Spaß machte. Sie sangen als „Geisterchor“ (mit Masken) und halfen den Erwachsenen im „Jägerchor“ (mit Umhängen). Einige durften sogar in der nächtlichen „Wolfsschluchtszene“ mit Tiermasken hinter die Bühne. Von dort verfolgten sie, wie Max und Kaspar im Nebel die Freikugeln gossen, mit denen Max beim geforderten Probeschuss erfolgreich sein wollte, um die Erbförsterei und seine Geliebte Agathe zu bekommen. Diese Szene war der unheimliche Höhepunkt und war lange Zeit spannend. Gut, dass Baumann hierfür die farbige Orchestermusik einspielte!

Sonst begleitete Frank Obermair als Carl Maria von Weber die Sänger am Klavier. Blendend waren die Auftritte von Felicitas Fuchs und Franziska Stürz (Ännchen). „Frau Etepetete“, so ein junges Mädchen über Fuchs, gab die Tochter des Erbförsters, Agathe, wunderbar überkandidelt, überzeugte dabei stimmlich und konnte die Kinder merklich fesseln. Auch das Spiel und der Gesang der weiteren Sänger Jens Müller (Jägersbursche Kaspar) und Peer Kellner (der Satan Samiel) überzeugten. Dennoch ergab sich, dass zur Gestaltung einer Kinderoper der Mut gehört, noch mehr zu kürzen, Arien und vermeintlich Wesentliches wegzulassen.

„Der Freischütz“ als Oper für Kinder war eine Oper für Kenner der Handlung. Wohlgemerkt, die zwei weiteren Inszenierungen „Hänsel und Gretel“ (Engelbert Humperdinck) und „Aschenputtel“ (Gioacchino Rossini), wurden zuvor schon öfter für Kinder erfolgreich gegeben. Von Angela Boschert

Artikel vom 09.11.2006
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