„Rock im Park“ sucht Park – bayernweit

München - Ringen um Rock

Die Stadt München mag Rock’n’Roll, wie es scheint, denn im Rathaus bemüht man sich darum, das »Rock im Park«-Festival mitsamt seinen geschätzt 60.000 Besuchern zu gewinnen. Foto: Argo

Die Stadt München mag Rock’n’Roll, wie es scheint, denn im Rathaus bemüht man sich darum, das »Rock im Park«-Festival mitsamt seinen geschätzt 60.000 Besuchern zu gewinnen. Foto: Argo

Dass der Münchner Stadtrat Christian Baretti gerne feiert, ist spätestens seit seinem Auftritt vor dem Käfer-Wiesnzelt in diesem Jahr bekannt. Seinen Stadtrats-Ausweis schwenkend begehrte er Einlass in das überfüllte Zelt – Weiterfeiern war sein Devise, vergeblich übrigens an diesem Abend.

Es erstaunt also nicht, dass er noch mehr Feste in der Stadt haben will: Und so hat sich der junge Stadtrat in seinem jüngsten Antrag dafür ausgesprochen, das dreitägige „Rock im Park“-Open Air nach München zu holen. Ein guter Plan eigentlich – allerdings reißen sich auch andere Städte um das Festival, schließlich verheißt es neben guter Musik von Bands wie „Metallica“, „Placebo“ und anderen sechsstellige Einnahmen für die Kasse der Stadt. Das bayernweite Ringen um Rock hat begonnen.

Nürnberg hat sich offenbar verspekuliert: Weil das heimische Frankenstadion am ersten Juni-Wochenende von einem Fußballländerspiel belegt ist, könne das „Rock im Park“-Festival zu diesem Termin nicht stattfinden, hieß es zunächst. Konzertveranstalter Marek Lieberberg machte daraufhin kurzen Prozess mit der Frankenmetropole – und verkündete das Ende der Nürnberger Rock-im-Park-Ära: er werde sich einen neuen Park für den Rock suchen. Das wiederum gefällt den Nürnberger Stadtvätern nun doch nicht, die jetzt versuchen, die Veranstalter gnädig zu stimmen und zum Bleiben zu bewegen.

Ihre Mühen allerdings könnten zu spät kommen – denn andere Städte haben auch schöne Bühnen, die die Konzertveranstalter inzwischen gründlich inspizieren. Die Münchner Bühnen zum Beispiel: „Wir sollten alles versuchen, um das Festival zurückzuholen“, fordert Stadtrat Baretti. Zurückholen deshalb, weil in München die Wiege von „Rock im Park“ steht: 1994 wurde das Festival als „Rock in Riem“ auf der Riemer Galopprennbahn gegründet. 1995/96 fand das Spektakel im Olympiapark statt, wo es 1997 dem Fußball weichen musste: Wegen der Spiele der zwei Münchner Bundesligavereine blieb kein Platz für die Musik.

Die Lage hat sich bekanntlich geändert: König Fußball residiert inzwischen in der Allianz Arena, eine Veranstaltung wie „Rock im Park“ wäre im inzwischen ein wenig verwaisten Olympiagelände „mehr als willkommen“, wie Olympiapark-Sprecher Arno Hartung bestätigt. Indes – hierher zurück wollen die Veranstalter offenbar nicht: „Wir haben verhandelt, aber wir sind aus dem Rennen“, bedauert Hartung gegenüber dem SamstagsBlatt.

Zu wenig Parkplätze und zu wenig Camping-Möglichkeiten gebe es für die Besucher des Riesen-Events.

Ein Glück, dass München noch mehr Möglichkeiten bietet: Wo Hunderttausende dem Pop-Papst huldigen, muss auch Platz für 60.000 Rock’n’Roll-Pilger sein – denken sich zumindest die Münchner Jusos und versuchen, den „Rock im Park“-Veranstaltern Appetit auf eine Rückkehr nach Riem zu machen. Ein Angebot, bei dem die Tournee-Macher anbeißen könnten: Die etwas abseits gelegene Galopprennbahn bietet auf 650.000 Quadratmetern ausreichend Platz für Musik, Zelte und Parkplätze – auch seien keine Beschwerden wegen eventueller Lärmbelästigung zu erwarten, wie Marek Lieberberg persönlich bilanziert. Auch die Stadt würde diese Lösung begrüßen: „Ich stehe der Sache sehr positiv gegenüber“, sagt beispielsweise Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).

Doch es outen sich eben auch andere bayerische Stadtväter als Rock-Fans und wollen sich nicht geschlagen geben im Rennen um das lukrative Open-Air-Festival: Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) etwa hat inzwischen ein Konzept erarbeitet, das es ermögliche, das Open-Air-Spektakel doch parallel zum Fußballspiel stattfinden zu lassen. Vermutlich gab er mit seinen neuen Plänen dem Druck der regionalen Musikszene nach, die um den Ruf Nürnbergs als Kulturstadt bangt, wenn „Rock im Park“ flöten geht: „Ein einzelnes Länderspiel ist es nicht wert, dafür eine erfolgreiche Konzertreihe aufzugeben“, kritisierte etwa Steffen Zimmermann, Geschäftsführer des Nürnberger Amateurmusiker-Vereins Musikzentrale.

Und auch die Schwaben melden sich zu Wort: „Das Festival wäre ein Highlight für uns“, sagt etwa Volker Ullrich, JU-Chef und CSU-Stadtrat in Augsburg. Und schließt sich gemeinsam mit dortigen Tourismus-Verbänden dem Festival-Poker an: in der Nähe des Flughafens sowie an der Messe könnte man ein wunderbares Festival ausrichten, werben sie.

In Summe sind die Konzertveranstalter nach eigenen Angaben mit rund einem Dutzend Städten in Verhandlung. Während Marek Lieberberg und Co-Veranstalter Argo in der vorigen Woche allerdings noch laut über ihre Pläne nachgedacht hatten, läuft der Poker inzwischen nur noch hinter verschlossenen Türen. Die Entscheidung soll laut Norbert Link von Argo in der kommenden Woche fallen.

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 09.11.2006
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