Installation zu Allerseelen in St. Ludwig

Maxvorstadt · »Spurlos« verstorben

Detailansicht der 289 bestickten Schilder.	Foto: VA

Detailansicht der 289 bestickten Schilder. Foto: VA

Maxvorstadt · Zum Allerseelentag am 2. November, an dem die katholischen Christen aller Verstorbenen im Gebet gedenken, wird in der Münchner Universitäts- und Stadtpfarrkirche St. Ludwig ein besonderes Gedenken gehalten. In der Werktagskapelle ist den ganzen November eine von der Objektkünstlerin Sybille Löw geschaffene Installation zu sehen.

Sie erinnert an alle jene Menschen, die im Laufe eines Jahres in der bayerischen Landeshauptstadt München verstorben sind und für deren Beerdigung keine Angehörige mehr aufzufinden waren. Die Künstlerin, die auch Leiterin der ökumenischen Informations- und Beratungsstelle »Münchner Insel« unter dem Marienplatz ist, will an diese Verstorbenen erinnern.

Sie registrierte, dass allein im Jahre 2005 pro Werktag in München ein Mensch starb, ohne Angehörige zu hinterlassen, die seine letzten Angelegenheiten hätten regeln können.

Der tote Körper wird nach Klärung der Todesursache in einem blauen Plastiksack in einen Sarg gelegt. Ein städtisches Bestattungsunternehmen beerdigt den Leichnam dann namentlich oder anonym ohne Feier, als »stillen Abtrag«, wie es im Bestatterjargon heißt. Die Wohnung des Verstorbenen wird durch ein von der Stadt beauftragtes Entmüllungsunternehmen geleert. Die Dinge, mit denen er unter Umständen ein Leben lang gelebt hat, landen bei Nachlasssammlern oder im Sperrmüll. Der amtliche Vorgang des »stillen Abtrags« ist innerhalb von zwei bis vier Wochen abgeschlossen.

Die Installation in St. Ludwig zeigt 298 Schilder aus Stoff. Auf den Schildern sind der Name, das Alter und der Todestag jeder Person zu lesen, die 2005 in München »spurlos« verstarb, wie die Künstlerin es sieht.

Artikel vom 08.11.2006
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