Streit um Supermarkt-Standort am Ackermannbogen erreicht neue Schärfe

Schwabing · Nur Stimmungsmache?

Die Meinungsbildung geht weiter: Vertreter der Rathaus-SPD und der SPD-Fraktion im BA 4 im August am künftigen Stadtplatz am Ackermannbogen.	 Foto: aha

Die Meinungsbildung geht weiter: Vertreter der Rathaus-SPD und der SPD-Fraktion im BA 4 im August am künftigen Stadtplatz am Ackermannbogen. Foto: aha

Schwabing · Das Grauen hat anscheinend einen neuen Namen, jedenfalls in Schwabing-West: Am Ackermannbogen geht die Furcht vorm »Vollsortimenter« um. Kurz bevor der Stadtrat entscheiden wird, gewinnt der Streit um den Supermarkt-Standort an rhetorischer Schärfe. Die Gegner des nördlich vom Stadtplatz geplanten Areals machen mobil.

Vom »Kommerzmonstrum« vor baumloser Freifläche und von einer »Shoppingmall« ist im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung« die Rede, vom 3.000 Quadratmeter großen »Vollsortimenter statt Marktplatz« und von der Zerstörung des Areals in der BR-Sendung »Capriccio«. »Stimmt nicht«, ärgert sich Dr. Walter Klein (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-West (BA 4) und Verfechter des Supermarktes am Stadtplatz, über die »Stimmungsmache.

»Hier entsteht kein Einkaufscenter, sondern ein Supermarkt für den täglichen Bedarf, von der Milch bis zur Zahnbürste. Und die meisten Bäume bleiben auch stehen«. »Der Markt wird nicht 3.000 Quadratmeter messen. Auf 1.500 Quadratmetern soll eine sinnvolle Versorgung für die 5.000 künftigen Bewohner des Ackermannbogens entstehen, damit die nicht für größere Besorgungen ins Auto steigen müssen.« Klein versteht nicht, »wie man so wenig an andere denken kann, die da erst hinziehen.«

Der BA-Vorsitzende vermutet in der aktuellen medialen Mobilmachung auch mögliche verletzte Eitelkeiten des Architekten Christian Vogel, der seinen Bebauungsentwurf »verwässert sieht«. Vogel ist Mitglied im »Forum Schwabing am Olympiapark«, das vehement für einen anderen Standort kämpft und gegen einen Großsupermarkt am Stadtplatz. »Wir glauben, dass am Stadtplatz auch viele kleine Läden möglich sind«, ist Manfred Drum vom »Forum« überzeugt. Als Kreuzung wichtiger Verkehrswege für Radler und Fußgänger werde der Platz bestimmt nicht unbelebt sein. Vom Gegenteil überzeugt ist das Planungsreferat: Da der Platz »etwa halb so groß« sein werde wie der Marienplatz, würden »einige kleine Läden nicht ausreichen, um einen lebendigen Quartiersmittelpunkt zu erzeugen«, sagt Sprecherin Birgit Gessner.

Kleine Geschäfte und Cafés könnten sich nicht halten ohne einen großen Laden, der ihnen die Laufkundschaft sichere. Die Kombination aus attraktivem Lebensmittelmarkt mit kleineren Geschäften und Gastronomie sei aber nur möglich, »wenn der Markt am Stadtplatz liegt, und nicht an der Schwere-Reiter-Straße.« Gegner und Befürworter sind überzeugt, die jeweils vernünftigste Lösung zu vertreten. Entscheiden muss der Stadtrat. »Wegen der unterschiedlichen Ansichten«, erklärt Gessner, »wollen wir das dem Stadtrat überlassen, »dabei wäre das in dieser Planungs-Phase gar nicht notwendig gewesen.«

Wohl unter dem Eindruck des seit Monaten schwelenden Streits wurde der Termin kurzfristig verschoben: statt wie geplant am 8. November will der Planungsausschuss am 29. November sein Votum abgeben. Davor ist noch Zeit zur Meinungsbildung.

Am 13. November hat die SPD-Stadtratsfraktion das »Forum« eingeladen. »Wir wollen ja nix Unvernünftiges durchdrücken«, sagt Drum, »der Stadtrat soll den gesunden Menschenverstand walten lassen.« Auch Klein will am kommenden Montag dabei sein, ist sich aber bereits sicher: bei der Entscheidung »wird die SPD-Fraktion zu 99,9 Prozent nicht umfallen.« Michaela Schmid

Artikel vom 07.11.2006
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