Im Phönix-Zentrum Oberföhring eröffnet eine neue Kindergartengruppe

Oberföhring · Die umgekehrte Integration

Bald spielen im Zentrum für konduktive Förderung in Oberföhring behinderte mit nicht behinderten Kindergartenkindern. Foto: Zentrum

Bald spielen im Zentrum für konduktive Förderung in Oberföhring behinderte mit nicht behinderten Kindergartenkindern. Foto: Zentrum

Oberföhring · »Ein gemeinsames Leben von behinderten und nicht behinderten Menschen muss erst gelernt werden und zwar so früh wie möglich, bevor sich Vorurteile aufbauen«, weiß Beate Höß-Zenker, Geschäftsführerin des konduktiven Förderzentrums Phönix in der Oberföhringer Straße 150.

Seit 2002 gibt es die Einrichtung zur ganzheitlichen Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit zerebralen Bewegungsstörungen, wie zum Beispiel einer Spastik, schon. Doch jetzt erweitert das Zentrum der Stiftung Pfennigparade sein Angebot. »Ab Januar 2007 wird es eine integrative Kindergartengruppe (Öffnungszeiten: 8 bis 13 Uhr) mit sechs behinderten und acht nicht behinderten Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren eingerichtet«, berichtet Höß-Zenker. Hierzu findet im Zentrum am Donnerstag, 9. November, von 10 bis 12.30 Uhr ein Informationsgespräch statt.

Ziel des Projektes ist es, Verunsicherungen und Hilflosigkeit bei den Kindern gar nicht erst entstehen zu lassen und durch ein unbefangenes Miteinander, Verständnis und Einfühlungsvermögen zu entwickeln. »Hierbei ist es uns ein großes Anliegen, gegenseitige Akzeptanz und Toleranz zu fördern«, erklärt Höß-Zenker.

Aber auch ganz praktische Vorteile bringt ein Kindergartenplatz dort mit sich: Plantschen im Schwimmbad gehört nämlich genauso zum Kindergartenalltag wie Austoben in der Turnhalle. Denn auf die Schulung der motorischen Fähigkeiten wird im Phönix-Zentrum besonders viel Wert gelegt. Höß-Zenker erklärt: »Je umfassender die motorischen Fähigkeiten im frühen Kindesalter gefördert werden, desto besser wird sich auch die kognitive Leistungsfähigkeit entwickeln.«

Durch rumtoben wird man also schlau. Klingt einfach, doch dahinter steckt ein ausgefeiltes Pädagogikkonzept. Der konduktive Ansatz des Förderzentrums wurde um 1940 von einem ungarischen Arzt, András Petö, entwickelt. Dabei handelt es sich um ein ganzheitliches Erziehungskonzept, das ursprünglich für Kinder mit Bewegungsstörungen vorgesehen war. »Doch auch für nicht behinderte Kinder bietet unser Konzept eine Menge Vorteile«, meint Höß-Zenker. Insgesamt fünf Betreuer kümmern sich, in der ab 2007 geplanten Kindergartengruppe, um 14 Kinder – eine normale Kindergartengruppe besteht aus rund 24 Kindern, welche lediglich von zwei Betreuern versorgt werden. »Deshalb ist bei uns eine sehr individuelle Förderung möglich.«

Aber Höß-Zenker denkt auch schon weiter: »Im September nächsten Jahres wollen wir auch einen Kinderhort für nicht behinderte Kinder anbieten. Nur so können wir auf Dauer Berührungsängste abbauen und gleichzeitig dem akuten Mangel an Hortplätzen in Oberföhring entgegenwirken.« Andrea Koller

Artikel vom 07.11.2006
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