Münchner Eishockey schreibt endlich sportliche Schlagzeilen

Der EHC vernascht die Landshut Cannibals

Vielleicht waren die Querelen der letzten Monate nötig, um endlich eine sehr gute Mannschaft zusammenzustellen: Jedenfalls hat der EHC am Wochenende zwei Mal verdient gewonnen. F.: mh

Vielleicht waren die Querelen der letzten Monate nötig, um endlich eine sehr gute Mannschaft zusammenzustellen: Jedenfalls hat der EHC am Wochenende zwei Mal verdient gewonnen. F.: mh

Was gab es über den EHC München in den letzten Wochen und Monaten nicht alles zu berichten: Spieler-Suspendierungen, abgesägte Maskottchen, Sponsoren-Ärger, Trainer-Wechsel, spontane Vertrags-Auflösungen. So sehr sie auch wollten, über den Sport an sich konnten die Journalisten nur wenig schreiben – und wenn sie das taten, dann meist nur, indem sie erklärten, wie die Querelen im Verein die letzte Niederlage wohl beeinflusst hatten.

Es hätte vermutlich nicht mehr lange gedauert, bis ein Kamerateam die Vorgänge beim EHC in einer schicken Telenovela verwurstet hätte. Das letzte Wochenende jedoch gab Anlass zur Hoffnung: Zum ersten Mal seit langer Zeit durften die Herren Cortina, Winkler und Bochanski ausschließlich Kommentare zur sportlichen Leistung ihres Teams abgeben. Dass diese überwiegend positiv ausfielen, ist angesichts des ersten doppelten Punktgewinns an einem Wochenende in dieser Saison mehr als verständlich. „Verrückt. Dieses Spiel war einfach nur verrückt“, jubelte Christian Winkler nach dem hart umkämpften, aber verdienten Sieg gegen den Erzfeind Landshut Cannibals. Die Landshuter, momentan gesichert im oberen Tabellendrittel zuhause, hatten dem wie entfesselt aufspielenden EHC anfangs wenig entgegenzusetzen. „Im ersten Drittel war beinahe jeder Schuss ein Treffer“, freut sich Winkler über den gelungen Start ins Spiel. Im zweiten Drittel lag der EHC bereits mit 1:5 in Front, bevor die Landshuter die Kannibalen rausließen und binnen acht Minuten auf 4:5 verkürzten. Eine solide Defensive habe am Ende die Partie gewonnen, diktierte Winkler in die Mikrofone. Dabei vergessen hat er die grandiose Leistung Felix Schneiders, der mit seinen drei Toren (das letzte zum entscheidenden 4:6) der Match-Winner des Abends war. Zwei Tage zuvor, am vergangenen Freitag, sahen knapp 1.300 Zuschauer ebenfalls einen EHC, der im ersten Drittel alles in Grund und Boden lief. Die Lausitzer Füchse, vermutlich noch schlaftrunken nach der sechsstündigen Anreise, lagen nach 20 Minuten mit 3:0 zurück. Danach allerdings hatte sich das Sandmännchen scheinbar in die Kabine des EHC bemüht – das Ergebnis folgte nur 13 Sekunden nach Wiederanpfiff: Ein Treffer für die Lausitzer Füchse; die meisten Fans waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder auf ihren Plätzen. „Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Wir müssen immer konzentriert sein, egal, was die Uhr sagt“, schnaubte Pat Cortina nach dem Spiel. Dass er am Ende doch noch versöhnliche Worte fand, lag an Floppo Zeller, der mit seinem zweiten Tor den Abstand auf 4:1 erhöht hatte und somit Lausitz endgültig demoralisierte (Endstand: 4:2). „Wir sind auf dem richtigen Weg“, wiederholte Cortina gebetsmühlenartig, der als neuer Coach fünf von sieben Spielen gewinnen konnte. Auch wenn sich der EHC mit 25 Punkten an die Playoffplätze herangearbeitet hat - Cortina sieht noch jede Menge Arbeit auf das Team zukommen: „Es geht immer noch um die Verteidigung. Wir müssen immer noch smarter werden.“ Cortina hat in dieser Woche ausreichend Zeit, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Am kommenden Freitag, 18.15 Uhr, steht das Testspiel gegen die Briten von Coventry Blaze an, ebenso die bayerische Schlagschussmeisterschaft. „Wir schicken Robby Sandrock“, freut sich Pressesprecher Carsten Zehm und verspricht sich von dem Event (Eintrittskarten für zehn Euro erhältlich) eine Menge Spaß. Wie schön, dass es diesen beim EHC wieder gibt.

Daniel Köhler

Artikel vom 06.11.2006
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