Bewohner der Lothringerstraße wehren sich gegen Sanierungs- und Abrisspläne

Haidhausen · Bastion gegen Abrissbirne

Ereilt die Bewohner der Lothringerstraße 6 das gleiche Schicksal wie die Mieter von Haus Nummer 2? Franz Hitzler arbeitet seit 33 Jahren in seinem Hinterhofatelier, das nun vom Abriss bedroht ist. Fotos: ak

Ereilt die Bewohner der Lothringerstraße 6 das gleiche Schicksal wie die Mieter von Haus Nummer 2? Franz Hitzler arbeitet seit 33 Jahren in seinem Hinterhofatelier, das nun vom Abriss bedroht ist. Fotos: ak

Haidhausen · »Wenn die Bebauungspläne für unseren Wohnblock durchgehen, ist bald jegliche Hinterhof-Lebenskultur in Haidhausen zerstört«, empört sich Martina Luise Pachali, Vorsitzende der Mietergemeinschaft Lothringerstraße 6. Dass ihre Befürchtungen nicht unbegründet sind, beweisen die Bebauungspläne für das von der Stadt als Block 22 ausgewiesene Areal.

Ein Teilgebäude im Innenhof ist bereits abgerissen und geht es nach den Vorstellungen der Investorengruppe Haidhausen-Concept, die zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage zu ihren Plänen machen will, gibt es hinter der Häuserfront bald nur noch grüne Wiese. »Dort wo momentan fünf Künstler in den Räumen einer ehemaligen Autowerkstatt leben und arbeiten, würden in Zukunft nur noch einkommensstärkere ältere Herrschaften unter Bäumchen ausruhen«, unterstützt auch Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des Bezirksausschusses Haidhausen (BA 5) die Bewohner der Lothringerstraße 6. »Künstler, Handwerker, Leute, die das Leben ausmachen, die gibt es dann nicht mehr.«

Gerade für die fünf Künstler, die in den Gebäuden im Hinterhof arbeiten, wäre die Umsetzung der Pläne eine Katastrophe. »Derartige Räumlichkeiten bekomme ich nie wieder«, stellt Franz Hitzler fest. Der Maler arbeitet bereits seit 33 Jahren in seinem kleinen Hinterhofatelier und kann sich nicht vorstellen, seine ausdrucksstarken, farbenfrohen Gemälde jemals an einem anderen Ort zu malen: »Ich kann kein nobles Atelier mit Parkettboden brauchen. Ich muss mit der Farbe arbeiten können und das verträgt sich nunmal nicht mit schicken Lofts.«

Abgesehen davon wären neue Gebäude für keinen der dort ansässigen Künstler bezahlbar. Dass saniert werden muss, steht allerdings auch für die Künstler außer Frage. »Aber ich finde es sehr schade, dass man das traditionelle Flair komplett ausradieren will«, bemerkt Earn Kollar nachdenklich. Er selbst lebt und arbeitet seit 18 Jahren in der Lothringerstraße 6 als Maler.

Neben den Künstlern bangen auch die Mieter der Lothringerstraße 6 um ihr »urbanes« Leben. »Wir haben hier eine sehr enge nachbarschaftliche Beziehung. Für unsere Kinder würde quasi eine Großfamilie wegbrechen«, fürchtet Pachali.

Jetzt liegt es an der Stadt die Bebauungspläne für Block 22, die auf Basis eines Sanierungsplans von 1976 erstellt wurden und allseits als überholt gelten, noch einmal zu überdenken. Doch momentan sieht man von Seiten der Stadt »keine wesentlichen Hindernisse« an der Umsetzung der Pläne. Andrea Koller

Artikel vom 24.10.2006
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