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Delegation informiert sich in Feldmoching-Hasenbergl über Bürgerbeteiligung
Feldmoching-Hasenbergl · Japan ist halt anders
Bürgermeister Saburo Yamashita überreicht Dr. Rainer Großmann ein Gastgeschenk. Sowas muss natürlich im Bild festgehalten werden – nicht nur für die Münchener Nord-Rundschau. Foto: cr
Feldmoching-Hasenbergl · Besuch aus Fernost im Münchner Norden: Eine 25-köpfige japanische Delegation hält sich derzeit in Deutschland auf und studiert die Verwaltungsstrukturen des Landes. Am Montag, 23. Oktober, war die Delegation, die überwiegend selbst aus Verwaltungsbeamten besteht, zu Gast beim Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl (BA 24), um von dessen Vorsitzenden, Dr. Rainer Großmann, Näheres über die »Verwaltungseinheit Bezirksausschuss« zu erfahren.
In Japan gibt es kein Gremium, das dem BA entspricht. Dort würden die Verwaltungsbeamten die Bürgerversammlungen besuchen und auf diesem Wege die Wünsche, Bedürfnisse und Forderungen der Menschen bekommen. Entsprechend wissbegierig zeigten sich die Gäste aus dem Land der aufgehenden Sonne und waren erstaunt, dass und wie hierzulande die Bürgerbeteiligung funktioniert. In Japan sei dies absolut unüblich. Dort kümmere sich der Staat um seine Bürger. »Die Leistung kommt automatisch vom Staat oder von der Stadt zu den Menschen«, erläuterte Dolmetscher Yoshiaki Hasegawa. Im Gegenzug sei der Wunsch der Menschen nach Beteiligung an der Gestaltung des Gemeinwesens sehr gering.
Umso größer war das Erstaunen bei den Bürgermeistern Saburo Yamashita und Kanji Yamaoka und den Mitreisenden aus der Präfektur Hiroshima, als sie erfuhren, dass regelmäßig mehrere hundert Menschen in Feldmoching-Hasenbergl die Bürgerversammlungen besuchen und – sozusagen basisdemokratisch – gemeinsam über die dort gestellten Anträge abstimmen, die dann wiederum an den Stadtrat weiterverwiesen werden.
Vielleicht ist es eine gewisse Scheu vor Experimenten, weshalb Japan in diesem Bereich anders strukturiert ist als Deutschland. Hier ist man bereit etwas zu wagen, zum Beispiel die Einführung der Pflegeversicherung. In Tokio sei dieses Modell aus Deutschland geprüft und vor kurzem in Japan eingeführt worden.
Möglicherweise ist auch die Verwaltungsebene des BA eine Idee, die die Japaner importieren möchten. Dennoch fragten sie erstaunt, warum sich denn die Mitglieder des Bezirksausschusses all die Arbeit machen, ohne dafür bezahlt zu werden. Großmann hatte dafür eine ganz ehrliche Antwort: »Man muss Liebe zu seinem Stadtteil haben.« Auch das ist einfach nachahmenswert. Carsten Clever-Rott
Artikel vom 24.10.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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