Lautstarker KuDo-Auftakt mit »Mnozil Brass«

Garching · Schlacht mit Gartenschlauch

Garching · Was für ein lauter Auftakt. Mit dem ersten KuDo des aktuellen Semesters präsentierte die Vhs München Nord dem Publikum im Garchinger Bürgerhaus am Donnerstag, 5. Oktober, ein echtes musikalisches Kleinod. Das österreichische Bläserseptett »Mnozil Brass« gab sein neues Programm »Das trojanische Boot« zum Besten und holte dabei lautstark schier alles aus allem raus, was nur irgendwie als Blasinstrument dienen kann.

Die Geschichte hinter »Das trojanische Boot« ist denkbar einfach. Zwei Inseln, zwei Völker. »Die einen« sind streitlustige Jäger und Sammler, »die anderen« musische Hippies. Eines Tages taucht ein geheimnisvolles Boot zwischen beiden Inseln auf, an Bord eine fremde Schönheit. Kaum ist das Geheimnis gelüftet, bricht zwischen »den einen« und »den anderen« ein Streit um die Gunst der schönen Fremden aus. Es droht Krieg.

Doch die Schlacht trägt »Mnozil Brass« mit einem über zweistündigen musikalischen Reigen der Extraklasse aus. Aus Flügelhorn, Trompete, Posaune und Tuba locken die sieben die schrillsten Töne, pumpen mit bösen Blicken die Quarten wie Blei durch’s Blech um im nächsten Moment mit Acappella-Gesang und Schnurzug-Schalldämpfer (an der Tuba) der Wiener Kaffeehausmusik zu huldigen.

Umrahmt und erzählt wird die Geschichte nicht nur durch die verrückt komische Persiflage auf den Chor des antiken Griechischen Theaters (alles sieben sprechen den Text synchron und tragen goldfarbene Blechscheiben vor den Augen) sondern auch durch einen skurrilen Reigen aufregender Bläserarrangements quer durch alle Musikstile. Da wird schon mal mit John Williams Tönen aus »Star Wars« zum großen Kampf getrommelt; auch Bach darf nicht fehlen und dient mit der Matthäus Passion als tragische Klangkulisse für die vom Krieg erschütterte begehrte Schönheit. Auch in der Wahl ihrer »Waffen« sind »Mnozil Brass« alles andere als zimperlich. Neben ihren Instrumenten und Gesang kommt schon mal ein Gartenschlauch zum Einsatz.

Den Höhepunkt bildet aber das riskante Ballett mit dem Alphorn, bei dem der Bläser mit dem gut drei Meter langem Horn am Mund waghalsige Pirouetten dreht. Die einzigen Holzblasinstrumente, die zum Einsatz kamen, waren Blockflöten – und selbst da holte das österreichische Ensemble noch eine gehörige Portion Humor und Virtuosität heraus. Wie souverän und gekonnt die Musiker ihre Instrumente beherrschen, ließ sich dabei nur erahnen und an den hochroten Köpfen ablesen. Die herausragende konditionelle Leistung (Singen, Tanzen, Trompete anblasen) überspielten »Mnozil Brass« zu jeder Zeit mit hinreißendem Slapstik und Selbstironie, dass einem der Doppelzungenschlag wie eine alte Gewohnheit der Sieben ins Ohr säuselte.

Artikel vom 11.10.2006
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