Beim Vorbereitungsspiel der Brose Baskets gegen Besiktas Istanbul wird endlich wieder hochklassiger Basketball in München gespielt

München - Entwicklungshilfe auf Parkett

Das Runde musste in das Runde: Endlich war in München  wieder erstklassiger Basketball zu erleben.Foto: cr

Das Runde musste in das Runde: Endlich war in München wieder erstklassiger Basketball zu erleben.Foto: cr

München - Der Olympiapark an sich ist ein gutes Pflaster für deutschen Basketball. 1993 versenkte Hendrik Rödl hier den entscheidenden Drei-Punkte-Wurf zum Gewinn der Europameisterschaft. Damit trat er eine lang andauernde Basketball-Euphorie in Deutschland los, die in Dirk Nowitzki ihren Höhenpunkt findet und sich in München durch gut besuchte Streetball-Wettbewerbe – ebenfalls im Olympiapark ausgetragen – äußert.

Erstklassigen Vereinssport sucht man an der Isar dagegen vergeblich. Lediglich der Schwabinger Verein Kickz Baskets München geht in der zweiten Liga auf Körbejagd. Und das auch nur, weil die sportliche Führung des FC Bayern ihrer eigenen Basketball-Abteilung aus finanziellen oder vielleicht strategischen Gründen den sportlich erreichten Aufstieg in die zweite Liga verwehrt hatte und damit ein Platz für Kickz frei wurde. In einer vom Profifußball dominierten Stadt fristet Basketball derzeit ein rechtes Nischendasein. Und so war das Spiel der Brose Baskets am Sonntag gegen Besiktas Istanbul mehr als ein Auswärts-Testspiel für die Franken – es war eine gelungene Werbung für eine Sportart, die auch in München Potenzial hätte.

Doch derzeit schaut es ganz anders aus: Der Spielbelag musste extra aus Nürnberg angefahren werden, denn in München findet sich so etwas nicht. Die bayerische Fahne wird in Basketball-Deutschland bislang einzig durch die Brose Baskets aus Bamberg hoch gehalten. „Wir sind Aushängeschild des Basketballs im süddeutschen Raum“, bestätigt Brose Baskets Manager Wolfgang Heyder den Anspruch seines Teams und stapelt damit sogar tief. Denn die Bamberger gehören seit Jahren zu den großen Namen im deutschen Basketball und haben mit Robert Garrett sogar einen Nationalspieler in ihren Reihen.

Für Bamberg war das Spiel gegen die türkischen Korbjäger von Besiktas Istanbul Teil der normalen Saisonvorbereitung und Eigenwerbung zugleich. „Wir versuchen unseren Namen bekannter zu machen“, so Heyder. „Wir sind dabei uns ähnliche große Strukturen aufzubauen, wie man sie aus Berlin oder Leverkusen kennt.“ Oder, wie der Stadionsprecher feststellte: Bamberg ist die „heimliche Basketball-Hauptstadt Deutschlands“. Bis nach München scheint sich das noch nicht durchgesprochen zu haben, lediglich 4.000 Fans fanden den Weg in die Olympiahalle. Ein enttäuschender Zuspruch, findet auch Wolfgang Heyder, Manager der Brose Baskets: „Ich war mir eigentlich sicher, dass wir die 6.000 knacken. Aber angesichts des kurzen Vorlaufs den wir hatten, sind wir doch zufrieden.“

Viele Schulen und Sportvereine wurden wegen der Ferienzeit erst sehr spät erreicht und auch die türkischen Fans erschienen aus einem guten Grund nicht so zahlreich wie erhofft. Die Konkurrenten Galatasaray und Efes Pilsen sind in der Türkei sehr viel beliebter als Besiktas Istanbul. Doch all diese Probleme seien nichts weiter als Anlaufschwierigkeiten, befindet Wolfgang Heyder: „Wir werden nächstes Jahr wieder ein Spiel in München veranstalten mit einem stärkeren Gegner. Wir sind von unserem Konzept überzeugt.“ Auf dem Parkett gerieten unterdessen die Spieler der Brose Baskets nie in ernsthafte Bedrängnis. Phasenweise führten sie mit mehr als 20 Punkten gegen einen müden Gegner – Besiktas Istanbul hatte am Abend zuvor noch im türkischen Pokal gespielt und war erst in der Früh im Flieger nach München gekommen.

So konnte selbst die kaum eingespielte Bamberger Mannschaft mit seinem Gegner machen was sie wollte. Besonders bei Offensivrebounds waren die Franken dominant und überpowerten die türkischen Spieler regelmäßig. Am Ende kam Bamberg, dank einer starken Leistung ihrer Spieler De Juan Collins und Adam Harrington, zu einem ungefährdeten 75:52 Sieg. Die Cheerleader konnten wieder tanzen, die Komiker Erkan und Stefan warfen noch ein paar Körbe für den guten Zweck und alle gingen zufrieden wieder nach Hause.

Für Bamberg beginnt die Saison am 15. Oktober – bereits am 3. Oktober begann die Saison für die Kickz München Baskets. Deren Spielstatt ist übrigens die Sporthalle an der Dachauer Straße. Von Daniel Köhler

Artikel vom 05.10.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...