Mit einem knappen Sieg beschließt der EHC eine turbulente Woche

Sieg in stürmischen Zeiten

Nicht mehr beim EHC: Andreas Attenberger (Bildmitte). Manager Christian Winkler (hinten rechts): "Wir sagen bewusst keine Details." Foto: Max Hägler

Die Kleinen ärgern die Großen. Was dem VFL Wolfsburg in der Fußball Bundesliga am Vortag gelang, schaffte der EHC München ebenfalls: ein knapper, aber verdienter Sieg gegen den Tabellenführer. Und ein spannender noch dazu. Zur zweiten Drittelpause lagen die Münchner weit vorn, 4:1 zeigte die Anzeigentafel und völlig überwältigt von der Spielfreude lief Stadionsprecher Stefan Schneider aufs Eis um Coach Gary Prior und Manager Christian Winkler zu gratulieren. Nur sieben Spielminuten später sah das Spiel ganz anders aus.

Da fuhren die beiden EHC-Mannen Manuel Hiemer und Gordon Borberg in Richtung eigenes Tor um Torhüter Harti Wild aufzumuntern. Denn der war inzwischen zum Schlüsselspieler der Münchner geworden, REV Bremerhaven hatte auf 4:3 verkürzt und drückte auf den Ausgleich. Es war eine Zitterpartie für den EHC, 13 Minuten lagen die Nerven blank. Würde der EHC standhalten? Ja. Dank Harti Wild. Seine Paraden im Schlussdrittel sicherten dem EHC den zweiten Sieg im dritten Heimspiel. Und so stand er nach der Schlusssirene minutenlang alleine auf dem Eis und ließ sich feiern. Zum Vergleich: letzte Saison hatten die Münchner zur gleichen Zeit nur einen Punkt auf der Habenseite. Mittlerweile sind es schon sieben – ein geglückter Saisonauftakt also. Während Gästecoach Igor Pavlov mit der Einstellung der Seinen haderte, spürte man bei seinem Kollege Prior die Erleichterung. „Es war wichtig, dass wir dieses Spiel über die Zeit gerettet haben. Das wird der Mannschaft und dem Verein Ruhe und Sicherheit bringen.“ Denn gerade in den vergangenen Tagen war besagte Ruhe ein seltener Gast in der Eishalle auf dem Oberwiesenfeld. Der abrupte Tod des neuen Maskottchens „Sensenmann“ nach Beschwerden eines Sponsors ist dabei nur eine Randnotiz. Die unerwartete Suspendierung von Andreas Attenberger aus „disziplinarischen Gründen“, lapidar auf der Vereinshomepage verkündet, ließ hingegen allen Raum zur Interpretation. Wieso, Weshalb, Warum? Andreas Attenberger selbst will sich zu dem Vorfall, der die Suspendierung auslöste, nicht detailliert äußern. „Nur so viel: es hat ein Gespräch gegeben, das komplett missverstanden wurde. Daraufhin wurde ich suspendiert“, schickt Attenberger die Fragensteller in den Nebel der Ungewissheit. Eine Suspendierung aufgrund eines Missverständnisses? Ja, aber mehr will er wirklich nicht sagen. „Ich will nicht mit Dreck um mich werfen. Das gehört sich nicht.“ Sein Berater habe sich nun der Sache angenommen, schließlich habe auch ein Arbeitnehmer Rechte die es nun zu vertreten gilt. „Ich bin natürlich sehr traurig, nicht mehr für den EHC spielen zu dürfen. Die Stadt, die Fans, das Team – das wird mir alles sehr fehlen“, klagt Attenberger. Eishockey wird er weiter spielen, nur wo, das weiß er nicht. „Wir haben bewusst keine Details veröffentlicht“, erklärt Christian Winkler, Manager des EHC München. „Wir wollen nicht, dass ihm dieser Zwischenfall seine Karriere verbaut.“ Karriereende durch ein Missverständnis? „Es gibt in diesem Verein Regeln, die alle zu befolgen haben. Wir haben vor Saisonbeginn angekündigt hart durchzugreifen. Das haben wir getan“, beendet Christian Winkler das Gespräch. Was das für Regeln sind und wie sie gebrochen wurden bleibt sein Geheimnis. Wie schrieb schon der Dichterfürst Johann Wolfgang Goethe in Faust, der Tragödie erster Teil: Da stehe ich nun, ich armer Tor. Und bin so klug als wie zuvor. Aufklärung folgt... Vielleicht. Daniel Köhler

Artikel vom 02.10.2006
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