Bewohner der Parkstadt Schwabing stört der Lärm: von den Zwillingstürmen

Schwabing · Der große Rauschangriff

Gemeinsam gegen den Lärm von den Hochhaustürmen: Karl-Michael von Bally, Heinz Kramer, Eva Faessler und Ilona von Bally kämpfen um mehr Ruhe. Foto: ks

Gemeinsam gegen den Lärm von den Hochhaustürmen: Karl-Michael von Bally, Heinz Kramer, Eva Faessler und Ilona von Bally kämpfen um mehr Ruhe. Foto: ks

Schwabing · Bewohner der Parkstadt Schwabing sind genervt. Der von der Autobahn und dem Mittleren Ring herüberdringende Straßenlärm wird unerträglich. »Als wir 2002 hier eingezogen sind, dachten wir, die Bauarbeiten würden zügig vorangehen und die uns versprochene Randbebauung würde den Lärm abhalten. Doch bisher ist nichts passiert«, klagt Parkstadt-Bewohner Dr. Karl-Michael von Bally.

Deshalb stellte er nun bei der September-Sitzung des  Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA12) am vergangenen Dienstag, 26. September, den Antrag, die Stadt solle Maßnahmen ergreifen, um den Lärmpegel in der Parkstadt zu reduzieren. Doch BA-Vorsitzender Werner Lederer-Piloty (SPD) riet zum Abwarten. Man könne städtebaulich nicht alles mit einer zwölf Meter hohen Mauer versehen. Es solle aber ein zusätzlicher Bürogebäude-Riegel entstehen, der den Lärm der Autobahn dämpfen soll.

Von Bally gibt sich damit nicht zufrieden: »Es steht erst ein Gebäude und auch Richtung Mittlerer Ring ist Brachland. Wenn das mal bebaut wird, sieht es vielleicht anders aus, aber jetzt ist der Lärm unerträglich.« In diesem Sommer habe er auf seinem Balkon außerdem ein neues Lärmphänomen festgestellt. Die Zwillingstürme an der Anni-Albers-Straße gäben nachts,  wenn der Straßenlärm einigermaßen abgeklungen sei,  ein »komisches Dauerrauschen« von sich. Die Stadt habe umgehend Mitarbeiter des Referates für Gesundheit und Umwelt geschickt, die nachts um 1.30 Uhr Lärmmessungen machten. Diese hätten eine tatsächliche, wenn auch minimale Überschreitung der Grenzwerte ergeben.

»Tagsüber herrschen dort 50 Dezibel, nachts 40 Dezibel«, bestätigt Rudolf Wieringer vom Referat für Gesundheit und Umwelt. Diese Werte wurden um zwei bis drei Dezibel überschritten.« Wieringer vermutet, dass der Lärm aus dem Dachbereich und den dortigen Lüftungsanlagen kommen könnte. Lederer-Piloty, selbst Architekt, schätzt, dass es sich bei dem Lärm um eine Treppenhaus-Belüftungsanlage handelt, die nur dann eingeschaltet werde, wenn neue Mieter in die Türme ziehen – eine Auflage des TÜV. Ende des Jahres sollte der Lärm verschwunden sein.

Dann sei das Haus komplett vermietet. Von Bally gibt sich damit nicht zufrieden. »Das hat nichts mit Mietern zu tun, sondern mit der Hitze im Sommer.« Das meint auch Heinz Kramer, ebenfalls Parkstadt-Bewohner, der sich bereits im Sommer 2005 über die Geräusche der Klimaanlage beim Umweltreferat beschwert habe. Lärmmessungen hätten damals jedoch keine Überschreitung ergeben. Das Lärmproblem existiere aber weiterhin. »Seit einem Jahr beschweren wir uns, sogar an den OB habe ich einen Brief geschrieben, aber nichts passiert«, schimpft Kramer.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt bereitet unterdessen ein Schreiben vor, das in einer Woche an die Lokalbaukommission gehen soll: »Darin bitten wir um den Vollzug der Baugenehmigung. Daraufhin wird die Lokalbaukommission den Bauherrn Bürozentrum Parkstadt München-Schwabing KG hinweisen, die Grenzwerte einzuhalten und Schallschutzmaßnahmen einzurichten«, erklärt Wieringer. »Man kann schon länger auf den Mond fliegen«, findet von Bally, »da wird es doch möglich sein, die Abblasrohre in eine andere Richtung blasen zu lassen. Zumindest nicht direkt auf ein Wohngebiet.« Kathrin Schubert

Artikel vom 02.10.2006
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