Der EHC München sticht die Moskitos Essen mit 8:5

Spiel mir das Lied vom Tor

Dank des Sensenmanns, des neuen EHC-Maskottchens, wurde kurzer Prozess mit den Essenern gemacht.

Dank des Sensenmanns, des neuen EHC-Maskottchens, wurde kurzer Prozess mit den Essenern gemacht.

München ist eine gastfreundliche Stadt. Wenn die Welt nicht gerade zu Gast bei Freunden ist, dann sind das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche oder bierdurstige Volksfest-Touristen da. Warum auch immer sie die Stadt besuchen – Gäste werden hier mit offenen Armen empfangen. Doch jetzt das: Kurz vor dem Spiel des EHC München gegen die Moskitos Essen schleicht eine Gestalt in Kutte auf die Eisfläche.

In der Hand einen Eishockeyschläger, an den eine Sense aus dem Baumarkt getackert ist. Gestatten – der Sensenmann, das neue Maskottchen des EHC München, das ab sofort bei jedem Heimspiel zur Melodie Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ die Gegner einschüchtern soll. Denn wie hieß es doch zur Beginn der Saison aus dem EHC-Umfeld: Wer hier im Oberwiesenfeld punkten will, muss bluten. Wer jetzt allerdings eine martialisch geführte Abwehrschlacht erwartete, wurde überrascht: Die Spieler beider Seiten nämlich schrieben den legendären Western-Song auf „Spiel mir das Lied vom Tor“ um. Allein im ersten Drittel wurde fünf Mal eingenetzt, was nicht unbedingt den Sturmreihen, als vielmehr der laxen Verteidigungsarbeit geschuldet war: „Ich bin sehr froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte daher ein erleichterter Gary Prior nach dem 8:5-Sieg. „Allerdings wünsche ich mir für die Zukunft nicht so viele Siege dieser Art, auch wenn dieses Spiel für die Fans bestimmt sehr unterhaltsam war.“ Das stimmt allerdings: Es ging munter hin und her auf der Eisfläche. Überzahl, Unterzahl – total egal. Beide Mannschaften lösten sich von allen taktischen Maßnahmen (was Gary Prior bestimmt nicht gerne sah), und zeigten leidenschaftliches Eishockey (was Gary Prior bestimmt gerne sah), welches nur eine Richtung kannte: nach vorne. Peter Aubry, Goalie der Moskitos, sah Schüsse aus allen Lagen auf sich zukommen. Für die Fans war es ein Augen-Schmaus, für Taktiker und Berufs-Pessimisten eine zwiespältige Angelegenheit. Während Dylan Gyori, Tobias Artmeier (Lizenzspieler aus Straubing), Brent Robinson und Robby Sandrock (dessen unglaublicher Schlagschuss den Titel „Härtester Schuss der Liga“ behalten dürfte) offensiv ihre Akzente setzten, vernachlässigten sie ihr Spiel nach hinten, was den bissigen Moskitos die Möglichkeit zu stechen bot. „Essen hat unsere Fehler sofort bestraft“, resümiert Prior. Ein Blick auf die Anzeigentafel belegte auch, dass die Fehler nicht wenige waren. Doch München hatte Glück, dass die Moskitos mit ihren Freiheiten nicht umzugehen wussten: „Wenn nur fünf oder sechs Spieler bereit sind, alles zu geben, kann man selbst so ein Spiel nicht gewinnen“, haderte Anton Raubal, Co-Trainer der Moskitos, mit der Einstellung seiner Angestellten. Und so wächst der Eindruck, dass dieses Spiel gegen einen anderen Gegner, der seine Chancen konsequenter nutzt, vielleicht verloren gegangen wäre. Den Fans allerdings lagen solche Gedankenspiele fern: Sie feierten ihre Spieler noch Minuten nach dem Abpfiff. Und das zu Recht, denn sie hatten 60 Minuten unterhaltsamen Sports gesehen. Mit vier Punkten aus drei Spielen steht der EHC jetzt besser da als zur gleichen Zeit der Vorsaison. Am kommenden Freitag nun versuchen die EHC-Cracks in Kaufbeuren, diesen Trend nach oben zu bestätigen; am Sonntag, den 1. Oktober, ist der REV Bremerhaven zu Gast. Der Sensenmann wird auf ihn warten. Daniel Köhler

Artikel vom 25.09.2006
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