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In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor
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Glaubt an Gott – und an Schumis Weltmeistertitel: Pfarrer Bernhard Rümmler. Foto: ras
Schwabing · Seelsorger gibt Gummi: Schwabinger Pfarrer liebt schnelle Motorräder. Der Geruch nach verbranntem Gummi statt Weihrauchdüften, sattes Motorendröhnen statt bedächtigem Messgesang? Bernhard Rümmler, Pfarrer der katholischen Kirche St. Sebastian in Schwabing, liebt schnelle Motorräder. Und ist ein Seelsorger mit Witz, wie schon sein Lebensmotto »Glaub nicht alles, aber glaub an Gott« verrät, das auf seiner Visitenkarte steht.
Es gibt allerdings eine Sache, an die der bekennende Schumi-Fan neben Gott sehr intensiv glaubt: daran, dass sich sein Idol auch heuer den Weltmeistertitel holt.
Rümmler lehnt an seiner Maschine, eine Triumph mit 98 PS. Er zieht sein Ferrari-Käppi in die Stirn und lächelt verschmitzt: »Seit Januar bin ich schon 4.000 Kilometer gefahren«, erklärt er stolz. Auf unzähligen Bergpässen hat er sich in steile Kurven gelegt, über den Asphalt der A 8 ist er mit 200 Sachen zum Chiemsee gerauscht – und auch zu Beerdigungen in der Pfarrei fährt er schon mal mit seinem heißen Ofen. »Dann natürlich nicht so schnell«, räumt er schmunzelnd ein. Den Rausch der Geschwindigkeit liebt er, seit er denken kann: »Schon als kleiner Junge hatte ich mit Spielzeugautos gespielt.« Doch seine Leidenschaft war mehr als bloße Spielerei – sie hatte auch eine ganz existenzielle Bedeutung. »Motorräder waren das einzige, was mir in meiner Jugend Spaß gemacht hatte«, gesteht der 52-Jährige.
Rümmler ist kein Pfarrer mit Musterkarriere, kein Stubenhocker, Bücherwurm, Klassenbester – er hat weder Abitur noch ein klassisches Theologiestudium im Lebenslauf stehen. Sein Weg zu Gott war von zahlreichen Widerständen gepflastert, den Glauben hat er sich mühsam von ganz unten erarbeitet. Als Kind wurde er gehänselt, weil er Legastheniker war, als Jugendlicher war er vergebens auf der Suche nach einer Freundin, sein Wunsch nach Familie blieb unerfüllt, die größte Krise in seinem Leben kam mit 23, als er sein Fachhochschul-Studium wegen Depressionen hinschmiss: Damals hatte Rümmler das Gefühl, von Gott verlassen zu sein: »Ich habe oft gerufen: Was machst du mit mir?« Die Rettung kam 1981, als er eine Lehre zum Bürokaufmann abgeschlossen und das Elternhaus verlassen hatte. Sein alter Pfarrer hatte ihm in dieser Zeit geraten, an einer Glaubensverkündigung teilzunehmen.
Da spürte er sie wieder, die Liebe zu Gott: »Ich war voller Lebensfreude.« Den Grund für diesen Sinneswandel hatte eine Stelle im Alten Testament geliefert, die es ihm besonders angetan hat und die er immer und immer wieder las: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken«, heißt es im Buch Jesaja 55,8. Für Rümmler kam diese Erkenntnis wie ein Paukenschlag: »Ich habe Gott ja immer gefragt: Was tust du für mich, aber nie: Was willst du von mir? Da fühlte ich, wie er mich rief, Pfarrer zu werden.« Die Erzdiözese München-Freising kam ihm entgegen: Obwohl Rümmler kein Abitur hat, ermöglichte sie ihm den Besuch des Priesterseminars. 1990 folgten die Abschluss- und die Synodalprüfung, 1992 die Priesterweihe. Seit 2002 ist Rümmler ordentlicher Pfarrer an der Schwabinger St. Sebastianskirche.
Jetzt kann er auch in seiner Freizeit wieder dem nachgehen, was ihm am meisten Spaß macht: auf schnellen Motorrädern davon zu brausen und Formel-1-Rennen anzuschauen. Auch wenn Michael Schumacher nach seinem Rücktritt künftig nicht mehr dabei sein wird. »Er ist ja Rekordweltmeister – da darf er jetzt getrost abtreten.« ras
Artikel vom 19.09.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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