Maxvorstadt: Post spart Geld und Service – vielgenutzte Briefkästen abgeschraubt

Maxvorstadt · Briefkästen verschwinden

Service – Fehlanzeige. Den Anwohnern fehlt der abgeschraubte Briefkasten an der Luisenstraße. Foto: Pixelquelle

Service – Fehlanzeige. Den Anwohnern fehlt der abgeschraubte Briefkasten an der Luisenstraße. Foto: Pixelquelle

Maxvorstadt · Die Post hat in der Maxvorstadt eine neue Initiative gestartet, um sich unbeliebt zu machen. So scheint es jedenfalls. Viel mehr Gründe, warum in dem Stadtviertel zwei der am meisten genutzten Briefkästen abmontiert wurden, wollen einem nicht einfallen.

Die Gegend um die U-Bahn-Station Theresienstraße gehört zu den quirligsten Ecken Münchens: Zahlreiche Studenten strömen von dort zur nahe gelegenen Technischen Universität. Imbiss-Stuben, Bücher- und Video-Geschäfte sowie zahlreiche andere Läden sorgen auf den Straßen für buntes Treiben. Ausgerechnet hier, an der Ecke zur Luisenstraße, ließ die Deutsche Post einen Briefkasten abmontieren – sehr zum Ärger der Anwohner.

Seit Jahrzehnten wohnt Christine Schweighofer in der Luisenstraße. Für die 73-Jährige war es sehr praktisch, ihre Post in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung einwerfen zu können: »Ich musste nie lang gehen, was natürlich für Menschen meines Alters angenehm ist. Damit ist es jetzt vorbei«, sagt sie seufzend. Doch nicht nur die Rentnerin profitierte von dem Briefkasten – unzählige Münchner schätzten den verkehrsgünstig gelegenen Standort an der Theresien-/ Ecke Luisenstraße. »Der Briefkasten quoll bereits am Vormittag über. Ich vermute, er war der am meisten genutzte in der ganzen Maxvorstadt«, erinnert sich Schweighofer.

Doch damit ist jetzt Schluss: Als die Deutsche Post im Zuge der Privatisierung begann, in allen deutschen Städten Briefkästen abzuschrauben, blieb auch die Maxvorstadt nicht verschont. Das inzwischen börsennotierte Unternehmen (damit den Aktionären und nicht den Kunden verpflichtet) bedauert die Maßnahmen im Stadtviertel zwar, doch »wir haben das nicht aus Willkür, sondern aus wirtschaftlichen Gründen gemacht«, wie Post-Sprecher Gert Hilger rechtfertigt. »Auch wir müssen nach dem Börsengang darüber nachdenken, kostengünstig zu arbeiten.«

Dennoch muss sich die Post wegen der so genannten »Postuniversal-Dienstleistungsverordnung« darum kümmern, dass sich Briefkästen in einer bestimmten Entfernung zueinander befinden: auf dem Land und in Dörfern mindestens alle 1.000 Meter, in der Stadt in einem Umkreis von 300 Metern. Hilger versichert, dass die Abstände in München eingehalten worden seien – natürlich habe aber der Bestand an Briefkästen in früherem Umfang nicht aufrechterhalten werden können.«

Klaus Bäumler (CSU), Chef des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), ist sauer. Auch ihm wurde ein Briefkasten in der Nähe seiner Wohnung abgeschraubt: »Wir hatten einen umfangreichen Schriftverkehr wegen eines abmontierten Briefkastens an der Türkenschule, der ebenfalls häufig frequentiert wurde; gerade für Senioren war das ein idealer Standort. Doch unser Bemühen war leider umsonst«, klagt der streitbare Stadtteilpolitiker. Die Privatisierung der Post – für die Bewohner der Maxvorstadt hat sie keinen Segen gebracht. Da kann man nur sagen: »Schreib mal wieder – ‘ne E-Mail!« Rafael Sala / cr

Artikel vom 12.09.2006
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