Münchner Innenstadt: Das Parkleitsystem hat sich offenbar bewährt

Zentrum · Erfolgreicher Lückenfüller

Erfolgreich, aber umstritten: Das Parkleitsystem in der Innenstadt dezimiert den Verkehr. Aber es schafft keine neuen Stellplätze. Foto: Siemens-Pressebild

Erfolgreich, aber umstritten: Das Parkleitsystem in der Innenstadt dezimiert den Verkehr. Aber es schafft keine neuen Stellplätze. Foto: Siemens-Pressebild

Zentrum · »Suchst du noch – oder parkst du schon?« mussten sich Autofahrer in Münchens Innenstadt in der Vergangenheit immer wieder fragen. Seit Mai allerdings hat sich ihre Situation verbessert: Seither weist ihnen ein Parkleitsystem den direkten Weg in eine der 7.400 Parklücken in den Garagen der Innenstadt.

Mit Erfolg, wie zumindest der Betreiber des Leitsystems, die Stadt München, findet; Baureferats-Sprecher Jürgen Marek spricht sogar von einer »segensreichen Wirkung dieses Instrumentariums.« Denn seit die Autofahrer »schnell und unkompliziert« zu freien Stellplätzen geleitet würden, habe der Parksuchverkehr deutlich abgenommen – ja sogar die Luft habe sich in der Innenstadt verbessert. Zahlen, die dies belegen, sind allerdings noch nicht öffentlich.

Und Kritiker des Systems immer noch nicht verstummt: Nötiger als ein Leitsystem hätte man neue Parkplätze gebraucht, sagen sie. Und dass faktisch alle verbleibenden Parkplätze gebührenpflichtig sind, ist Autofahrern ebenfalls ein Dorn im Auge.

Wie es scheint, hat das weltweit erste Parkleitsystem, das ohne Verkabelung und Tiefbaumaßnahmen auskommt, dennoch seine Feuertaufe bestanden – und sogar dem Ansturm zur Fußball-WM standgehalten. 104 Schilder weisen also den direkten Weg in die gewünschte Parklücke. Und das »bislang ohne Störungen«, wie Marek sagt.

Der Verkehr in der Innenstadt sei »spürbar vermindert«, es habe sich bestätigt, dass alle Suchenden in Windeseile einen freien Parkplatz finden. Und die Geschäftsleute der Innenstadt freuen sich, dass ihre Kunden seither sehr entspannt zum Einkaufen fahren könnten. »Es läuft sehr gut«, bestätigt Joseph Seybold von der Industrie- und Handelskammer. Besonders erfreulich sei, dass die Spitzen des Andrangs bei einigen besonders häufig genutzten Garagen gekappt seien – und die Autos optimal auf andere Parkhäuser verteilt werden.

Die Kritiker indes sind noch nicht überzeugt: Immerhin hat der Steuerzahler 1,34 Millionen Euro für den Bau der Verkehrslotsen gezahlt, der laufende Betrieb wird ebenfalls teilweise von der Stadt, teilweise von den Parkgaragen-Besitzern geschultert. Daher bemängelt etwa Klaus Bäumler (CSU), Chef des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), dass mit dem Leitsystem kein einziger zusätzlicher Stellplatz geschaffen worden sei – was die Stadt mehr als nötig habe. »Ich ärgere mich nach wie vor darüber, dass das Leitsystem aus den zweckgebundenen Mitteln der Stellplatzablöse bezahlt wurde.« Allerdings habe er das Kriegsbeil inzwischen »ein wenig gesenkt«, wie er es formuliert, denn er habe vom Stadtrat die Zusage bekommen, dass bald die Anwohnertiefgarage am Josephsplatz gebaut werde.

»Es ist erfreulich, dass trotz der Millionenausgabe für das Parkleitsystem noch Geld für andere, möglicherweise sinnvollere Maßnahmen zur Dezimierung des Verkehrs vorhanden ist«, sagt er. »Begraben aber wird das Kriegsbeil erst, wenn diese anderen Maßnahmen umgesetzt sind.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 05.09.2006
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