Rauch- und Handyverbot: Was sich für Münchens Schüler ändert

München - Neue Gesetze in der Schultüte

Schulminister Siegfried Schneider (CSU) verschafft sich einen Überblick vom Alltag an den Schulen - und verabschiedet zum Schulstart neue Gesetze.	Foto: stmuk

Schulminister Siegfried Schneider (CSU) verschafft sich einen Überblick vom Alltag an den Schulen - und verabschiedet zum Schulstart neue Gesetze. Foto: stmuk

Bald wird es wieder ernst für Münchens Schüler – aber zumindest gibt es jetzt, zum Ferien-Ende, noch eine gute Nachricht für sie: Die Schule beginnt in diesem Jahr mit einem Tag Verspätung erst am 13. September. Grund ist die Bayernreise des Papstes: Schulminister Siegfried Schneider (CSU) will den Schulkindern im überwiegend katholischen Bayern einen Besuch der Papstmesse in Regensburg ermöglichen.

Münchens 115.000 Schüler haben also einen Tag mehr zum Durchschnaufen vor dem neuen Schuljahr 2006/07, bis sie am Mittwoch übernächster Woche wieder antreten müssen. 10.000 ABC-Schützen werden dabei das erste Mal die Schulbank drücken und mit großen Augen die ersten Buchstaben und Zahlen lernen.

Doch auch für die Größeren bringt das neue Schuljahr einige Neuerungen:

• An allen Schulen gilt künftig ausnahmslos ein Rauchverbot. „Eine Schule, die darüber informiert, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, kann weder Schülern noch Lehrern das Rauchen auf dem Gelände erlauben“, erklärt Ministeriumssprecher Ludwig Unger.

• Handys müssen draußen bleiben: Telefonieren und SMS-Schreiben ist ab kommendem Schuljahr per Gesetz verboten. Grund waren die Gewaltvideos, die zu Jahresanfang auf zahlreichen Schülerhandys gefunden wurden. An der Hauptschule Immenstadt etwa wurden im März 200 Mobiltelefone eingezogen, auf 15 davon waren Gewaltvideos abgespeichert, die unter anderem die Hinrichtung eines tschetschenischen Soldaten zeigten. Genauso wie die Schüler selbst (siehe nebenstehendes Interview) hält die bayerische SPD ein solches Verbot für nicht durchsetzbar, schließlich seien Lehrer keine „Handypolizisten“. In Brandenburg übrigens, das genau wie Bayern und der Rest der Republik mit solchen Videos zu kämpfen hat, verzichtet man auf eine solche Regelung: „Ich bleibe bei meiner schon mehrfach geäußerten Auffassung und halte auch weiterhin nichts von einem zentral verordneten Handyverbot an Schulen, da es die möglichen Probleme nicht löst, sondern nur verlagert", meint der dortige Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD).

• Böse Buben bekommen künftig mehr Ärger: Wer dauerhaft den Unterricht stört und den Mitschülern und Lehrern nicht nur das Lernen, sondern auch das Leben schwer macht, kann künftig schneller und länger vom Unterricht ausgeschlossen werden. Bis zu zwei Wochen kann ein zeitweiser Schulausschluss dauern. Im Zweifel kann in Absprache mit dem Jugend- und Sozialamt auch ein völliger Unterrichtsausschluss beantragt werden. „Geduld ist das Eine, aber wenn sich jemand nicht bessert, muss es auch Konsequenzen geben“, so Ministeriumssprecher Unger zu den neuen Strafregelungen.

• Sprachkurse werden Pflicht. Kinder, die im kommenden Schuljahr zum Einschulungsgespräch kommen, müssen die deutsche Sprache beherrschen, sonst werden sie ein Jahr zurückgestellt und müssen einen 160-Stunden-Deutschkurs absolvieren.

• Schülerzeitungen werden freier: Jahrzehntelang klagte die Junge Presse Bayern e.V. – der Verband der bayerischen Schülerzeitungsmacher – über die ständigen Gängeleien bei ihrer Arbeit. Denn einige Direktoren setzten den Rotstift an, wenn ihre Schützlinge kritische Berichte schrieben, oder untersagten den Vertrieb der Zeitung ganz. Künftig kann die Schülerzeitungs-Redaktion entscheiden, ob sie ihre Hefte als Schulzeitung herausgibt (– dann hat der Schulleiter weiterhin das letzte Wort – ) oder ob die Schülerzeitung als Presseerzeugnis gelten soll.

• Die Hauptschulen sollen gepäppelt werden: Einst galt sie als Schmiede für ordentliche Handwerker, inzwischen ist sie aus verschiedenen Gründen zum Abstellgleis für schwache Schüler geworden. An verschiedenen Modellschulen in München und anderen bayerischen Gemeinden sollen nun Wege aus der Misere gefunden werden. So werden Fächer wie Mathe und Deutsch in Module aufgeteilt und Noten für die einzelnen Lehrinhalte vergeben. „Für einen Arbeitgeber ist es vielleicht relevanter, dass ein möglicher neuer Einzelhandelskaufmann Gespräche führen kann“, so Unger, „als dass er eine perfekte Rechtschreibung hat.“ Genauso sei für einen Maler die Flächenberechnung viel wichtiger als die Zinsrechnung – entsprechend würden künftig eben Einzelnoten für Teilbereiche ausgewiesen. Und auch auf die sozialen Schlüsselqualifikationen werde künftig verstärkt Wert gelegt: „Viele Unternehmer beklagen sich, dass Bewerber schnoddrig auftreten – zusammengenommen mit eher mäßigen Noten kann das der berufliche Todesstoß sein“, erklärt Unger den Stellenwert der sogenannten „Soft Skills“. Von Max Hägler

Münchner Zahlen: 115.000 Schüler; 8.000 Lehrer; 10.000 ABC-Schützen; 186 Volksschulen; 48 Gymnasien; 37 Realschulen; 35 Schulen zur sonderpädagogischen Förderung (übrigens ist das Verhältnis von Mädchen und Buben hier ziemlich genau 50:50)

Artikel vom 31.08.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...