Münchner Kontobetrüger geht Zielfahndern ins Netz

Milbertshofen/Innsbruck · 120.000 Euro ergaunert

Milbertshofen/Innsbruck · Gegen einen 56-jährigen Milbertshofener besteht der Tatverdacht, dass er von Februar bis Anfang Mai zusammen mit einem bislang noch nicht ermittelten Mittäter 76 Girokonten bei der Postbank betrügerisch eröffnete. Die Täter legten dabei stets gefälschte Ausweise vor. Trotz verschiedener Namen befanden sich auf allen Ausweisen jeweils dasselbe Foto.

Als Adressen für die einzelnen »Kontoinhaber« verwendete der Betrüger verschiedene Büroserviceagenturen. Diese Agenturen wurden vom Täter vorher auch aufgesucht. Hier erzählte er, dass er Scheidungsanwalt sei und dass die eingehende Post für Mandanten von ihm bestimmt sei. Die Post solle einfach an ein Postfach im österreichischen Igls bei Innsbruck weitergeleitet werden.

Nach den Kontoeröffnungen bezahlte der Täter jeweils rund 3.300 Euro ein und deklarierte das Geld als Gehalt. Daraufhin wurde ihm ein Dispositionskredit gewährt und beantragte EC- und Kreditkarten zugeschickt. Die EC- und Kreditkarten gelangten auf dem Postweg über die Büroserviceagenturen in Deutschland an das vereinbarte Postfach nach Österreich.

War nun seitens der Banken der Dispositionskredit eingerichtet, räumte der Täter die Guthaben aus den fingierten Gehaltszahlungen ab und schöpfte die Disporahmen voll aus. Letztlich blieb auf jedem Konto ein erhebliches Minus zurück. Insgesamt entstand ein Sachschaden von rund 120.000 Euro. Abgehoben wurde dabei an Geldautomaten im gesamten Bundesgebiet.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei wurden in Zusammenarbeit mit dem Landespolizeikommando Innsbruck geführt. Beim Versuch das Postfach zu entleeren, konnte der 56-jährige Deutsche festgenommen werden. Bei ihm wurde eindeutiges Beweismaterial gefunden. Er hatte eine Reihe von Kreditkarten bei sich. Ein mitgeführter Schlüssel passte zu seiner Wohnung in München-Milbertshofen. Die Durchsuchung der Wohnung erwies sich als Volltreffer. Die Münchner Kriminalpolizei konnte über 50 Kreditkarten, über 60 gefälschte Personalausweise, mehr als 40 Kreditkarten und Girokontoanträge sowie verschiedenes Fälscherwerkzeug, wie Stempel von Stadtverwaltungen, Klebeetiketten, sicherstellen. Ferner fanden die Beamten 15.000 Euro in einem Tresor. Der Täter befindet sich inzwischen in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim.

Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich nun auf zwei Mittäter. Deren Aufgabe war es, mit total gefälschten Ausweispapieren die Konten bei den Banken zu eröffnen.

Artikel vom 29.08.2006
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