München · Erfinder des Wiesn-Einzugs

München · Am Freitag jährt sich der 100. Todestag des »Bayerischen Herkules« Hans Steyrer, der am 25. August 1906 im Alter von 57 Jahren gestorben und am 27. August am Ostfriedhof beerdigt worden ist. Dort ist auch heute noch das Grab des Münchner Unikums zu finden.

Er war ein frühes Selbstinszenierungs- und Marketingtalent, begründete das heute in der Starkbierzeit beliebte Steinelupfen und erfand als Wiesn-Wirtsbudenbetreiber den festlichen Einzug der Wiesnwirte. Auch wenn der zunächst mit einer Anzeige wegen Störung der öffentlichen Ordnung geahndet wurde. Denn 1879 war es allein Steyrer, der zu Werbezwecken mit einem festlich geschmückten Wagen, auf dem sich neben dem wertvollen Braugut auch eine Kapelle befand, zu seinem Bierstand auf der Wiesn einfuhr. Nach kurzer Fahrzeit beendete die Polizei das Spektakel. Einige Münchner Brauer taten’s ihm aber dann ab 1894 nach.

Der gemeinsame Umzug im großen Stil startete erst 1935.

Der gelernte Metzger, 1849 in Allach geboren, fiel schon früh durch seine ungewöhnliche Kraft auf. Als 20-Jähriger trat er als Kraft-Athlet in der Westendhalle in der Sonnenstraße auf, berichtet Dr. Brigitte Huber vom Münchner Stadtarchiv. Sein Hauptkunststück bestand darin, einen 375 Pfund schweren Stein mit dem Mittelfinger der rechen Hand vom Boden zu heben. Bald ging er auf Auslandstournee und konnte dann 528 Pfund lupfen. Nach der Heirat mit der Münchner Schweinemetzgerstochter Mathilde Schäffler wurde er Wirt: zunächst der Wirtschaft »Zum bayerischen Herkules« in der Lindwurmstraße, dann in einem Gasthaus in der Bayerstraße und ab 1890 vom »Gasthaus Steyrer Hans« in der Tegernseer Landstraße.

Steyrers zehn Kilo schwerer Spazierstock und angeblich 40 Pfund schwere Tabakdose befinden sich heute übrigens im Valentin-Musäum. ms

Artikel vom 23.08.2006
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