Situation in Bogenhausen »katastrophal« – doch in München sieht’s noch gut aus

Bogenhausen · »Notstand Hortplätze«

Der Streit ist voll entbrannt: Das Thema Kinderbetreuung spaltet die Fraktionen. Robert Brannekämper veranstaltet Bürgersprechstunde am 26. August. Hans-Ulrich Pfaffmann sieht die Situation weniger dramatisch. Foto: ak

Der Streit ist voll entbrannt: Das Thema Kinderbetreuung spaltet die Fraktionen. Robert Brannekämper veranstaltet Bürgersprechstunde am 26. August. Hans-Ulrich Pfaffmann sieht die Situation weniger dramatisch. Foto: ak

Bogenhausen · Die Schilder »Notstand Hortplätze« sind nicht zu übersehen – in ganz Bogenhausen stehen seit einiger Zeit die Banner der CSU-Fraktion des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13), die eine Bürgersprechstunde mit Stadtrat Robert Brannekämper (CSU) zum Thema Hort-, Kindergarten- und Krippenversorgung am 26. August ankündigen. Die Gemüter sind erhitzt.

»Die Lage in Bogenhausen ist katastrophal«, entrüstet sich Brannekämper, »gerade der 13. Stadtbezirk ist, was Krippen- und Hortplätze angeht, extrem unterversorgt.« Nur so sei die Situation zu erklären, dass beispielsweise auf zehn Hortplätze an der Grundschule Oberföhring 60 Bewerbungen kämen. »Die betroffenen Eltern sind verzweifelt, wissen nicht, wo sie ihre Kinder ab September unterbringen sollen«, fügt der Stadtrat hinzu.

Klingt nach einer dramatischen Situation. Doch Hans-Ulrich Pfaffmann, Sprecher der Münchner SPD-Landtagsabgeordneten, hält die Diskussion lediglich für ein Ablenkungsmanöver. Mit der Aktion versuche die CSU lediglich die Versäumnisse der Landesregierung zu vertuschen. Und schlägt in einem offenen Brief an den BA 13 noch schärfere Töne an.

»Dümmer geht es nicht mehr! (...) Wollen Sie denn wirklich die Münchner für dumm verkaufen? Oder kennen Sie die tatsächliche Lage nicht?«, schreiben Pfaffmann und Stadtrat Nikolaus Gradl (SPD) am 10. August. Die Situation in München sei nämlich, im Vergleich zum Rest Bayerns, geradezu hervorragend. In München kämen auf 1.000 Bürger drei, auf 1.000 bayerische Bürger entfielen jedoch lediglich 0,3 Krippenplätze. Die Stadt München sei somit zehnmal besser bei der Vorsorgung mit Krippenplätzen aufgestellt. Und mit einem Versorgungsgrad von elf Prozent sei München im Vergleich zum Rest Bayerns (2,4 Prozent) bestens versorgt. Auch bei der Versorgung mit Hortplätzen schneide München achtmal besser ab als der Rest Bayerns (Versorgungsgrad München: 32 Prozent – Bayern: 4 Prozent). Gleiches gelte für Kindergartenplätze (Versorgungsgrad München: 88,6 Prozent – Bayern: 1,9 Prozent).

»Alles reine Zahlendreherei«, meint Brannekämper, »und schlicht nicht wahr.« In ganz Bayern sei der Versorgungsgrad mit Kindergartenplätzen tatsächlich bei nahezu 100 Prozent. »Die Zahl von 1,9 Prozent ist nur ein weiteres Beispiel für die unredliche Argumentation von Herrn Pfaffmann«, führt Brannekämper weiter aus. Mögen die Zahlen für ganz München zwar recht gut aussehen, für Bereiche Bogenhausens sei die Lage jedoch so, dass es »fußläufig keinen einzigen Betreuungsplatz gibt«. Aus diesem Grund würden die Zahlen des Schul- und Kultusreferats die unterschiedlichen Versorgungsgrade im 13. Stadtbezirk auch nur sehr unzureichend widerspiegeln.

Aber woher kommt die plötzliche Nachfrage nach Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen? Uwe Großmann vom Schulreferat sieht gerade in Bogenhausen die Tendenz, dass es viele junge und gut ausgebildete Frauen gibt, die trotz Kind wieder arbeiten gehen wollen. »Früher wurden Krippen und Horte kritisch beäugt, heute gibt es keine Diskussion mehr um die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtungen«, erklärt Großmann die gestiegene Nachfrage.

Man habe diese Entwicklung erkannt, handle bereits auch – schließlich werden in Bogenhausen vier neue Kindergärten mit insgesamt 200 Plätzen, 120 Krippen- und 190 Hortplätze in den nächsten drei Jahren dazu kommen – nur benötige diese Entwicklung noch etwas Zeit. Andrea Koller

Artikel vom 22.08.2006
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