Stadtführer Reichlmayr erklärt, was Benedikt XVI. mit Karl Valentin zu tun hat

Altstadt · Dem Papst auf der Spur

Historiker Reichlmayr führt Besucher seiner »Papst-Städtetour« auch zum Bronzerelief in der Frauenkirche, auf dem Benedikt XVI. verewigt ist.  Foto: ras

Historiker Reichlmayr führt Besucher seiner »Papst-Städtetour« auch zum Bronzerelief in der Frauenkirche, auf dem Benedikt XVI. verewigt ist. Foto: ras

Altstadt · Es gibt keine Liebeserklärung von Papst Benedikt XVI. gegenüber München – und das ist kein Wunder: Immerhin hatte es der Stadtrat im Jahr 1997 abgelehnt, den damaligen Kardinal Ratzinger zum Ehrenbürger zu machen. Freilich hat der ehemalige Bischof von München und Freising dennoch Spuren in der Stadt hinterlassen.

Welche Historiker Georg Reichlmayr für das Tourismusamt in speziellen »Papst-Führungen« aufzeigt: »Ich möchte ein bisschen Leben in die Biographie Papst Benedikts XVI. zaubern«, sagt der Stadtführer.

Bereits zwei Tage nach der Papstwahl im April vorigen Jahres hatte Reichlmayr seine erste Gruppe auf den Spuren Benedikts XVI. durch München gelotst. Zurzeit stehen seine Führungen abermals hoch im Kurs – dem Papst-Besuch in vier Wochen sei Dank.

»Hier bekomme ich immer eine Gänsehaut«, sagt Reichlmayr, wenn er auf die Rokoko-Fassade des Holnstein-Palais an der Kardinal-Faulhaber-Straße 7 zeigt, hinter der sich Wohn- und Amtssitz des erzbischöflichen Ordinariats verbergen. Denn in diesen Gemäuern muss im Jahr 1981 das entscheidende Gespräch zwischen Papst Johannes Paul II. und Kardinal Joseph Ratzinger stattgefunden haben.

Das Gespräch, in dem vereinbart wurde, dass der Mann aus Marktl ein Jahr später nach Rom kommen sollte, wo er Präfekt der römischen Glaubenskongregation wurde. Das Gespräch, ohne das Ratzinger, der von 1977 bis 1982 Erzbischof in München war, 24 Jahre später kaum zum Papst gewählt worden wäre.

Eine weitere Station der Führung Reichlmayrs ist die Mariensäule am Marienplatz, vor der Ratzinger des Öfteren gebetet hatte. »Alle Erzbischöfe hatten eine besondere Beziehung zur Mariensäule, dem ältesten Friedensdenkmal Münchens«, informiert Reichlmayr.

Von dort sind es nur 150 Meter zum Alten Peter. Wenn ein Papst stirbt, wird der Petrusfigur, die den dortigen Hochaltar schmückt, die reich geschmückte Tiara abgenommen. Sie wird erst wieder aufgesetzt, wenn weißer Rauch aus dem Vatikan aufsteigt – das Zeichen dafür, dass ein neues Kirchenoberhaupt gewählt wurde. »Das Procedere fand natürlich auch bei unserem Papst statt«, plaudert Reichlmayr aus dem Nähkästchen.

Höhepunkt der Führung ist übrigens die Frauenkirche: Dort hängt seit April 2006 ein Bronzerelief, das neben dem Papst auch die heimatlichen Bischofswappen zeigt – den Freisinger Mohren und den Korbiniansbären. »Beide hat Benedikt XVI. auch ins päpstliche Wappen übernommen, um die persönliche Verbindung zu seinem Heimatbistum auszudrücken«, verrät Reichlmayr.

Einen Münchner gibt es übrigens, dem der Papst allem Ehrenbürger-Streit zum Trotz, besonders nahe steht: der Komiker-Legende Karl Valentin. Denn 1989 wurde Ratzinger in den Karl-Valentins-Orden aufgenommen. »Nachdem es mir von Berufs wegen zufällt, die Wahrheit zu sagen, bin ich recht froh, dass ich nun amtlich in den Stand derer aufgenommen bin, die dieses Privileg haben«, hatte er damals gewitzelt. Aus diesem Grunde ist auch der Valentins-Brunnen auf dem Viktualienmarkt Bestandteil der Papst-Führung.

Buchungen sind – leider nur für Gruppen – unter der Tel. 23 33 02 34 möglich.

Artikel vom 14.08.2006
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