»Wer früher stirbt ist länger tot« im Kino: mit Jule Ronstedt aus Haidhausen

Haidhausen · Komödienstadl, der rockt

Jule Ronstedt in »Wer früher stirbt ist länger tot«, in dem sich der kleine Sebastian vor einem bizarren Gericht verantworten muss.	 Foto: C. Hartmann/Roxy Film

Jule Ronstedt in »Wer früher stirbt ist länger tot«, in dem sich der kleine Sebastian vor einem bizarren Gericht verantworten muss. Foto: C. Hartmann/Roxy Film

Haidhausen · Dass gestorben werden muss, damit am Stammtisch wieder Platz ist, das ist ein simples wie sinniges und vor allem komisches Bild. Und nur einer von vielen schönen Einfällen und Szenen, die »Wer früher stirbt, ist länger tot«, der am Donnerstag in den Kinos startet, sehenswert machen.

Besonders für alle bayerischen Landeier, Katholiken und auch alle anderen, die schon immer wussten und schätzten, dass der Freistaat mehr ist als properweiß-blau, Blasmusik, Laptop und Alpenglühen. Nämlich rauh, aber herzlich, eigenwillig und rebellisch. Nicht zufällig trägt die schwarzhumorige Heimatkomödie eine klassische Punk-Weisheit im Titel.

»Erfrischend anders und total untypisch für den deutschen Film«, lobt jedenfalls Schauspielerin Jule Ronstedt das erste Kinowerk von Regisseur Marcus H. Rosenmüller (33), der den Komödienstadl ebenso schätzt wie Karl Valentin und Luis Buñuel.

Darin spielt die 34-Jährige die Lehrerin Veronika Dorstreiter, die als einzige im Film hochdeutsch spricht, ziemlich unglücklich verheiratet ist – und am Ende doch die ist »mit G’schick, Grips und g’scheitm Arsch«. Ronstedt, die seit zehn Jahren in Haidhausen lebt, glücklich verheiratet, gefällt, dass »die Fantasie hier ausschweifen darf und die Dialoge so witzig und auf den Punkt geschrieben sind«.

Die Mutter einer viereinhalbjährigen Tochter steht gerade in Düsseldorf für den Krimi »Stollberg« als Maklerin vor der Kamera und war unter anderem an den Münchner Kammerspielen zu sehen. Manche kennen sie vielleicht von ihrer ersten Fernsehrolle als Tochter in der Serie »Aus heiterem Himmel«. In erster Linie sei sie Schauspielerin, »das habe ich gelernt«, aber Ronstedt führt auch gern Regie: zuletzt bei »FlussPferde« für die »Schauburg«, das Theater der Jugend. Im Winter will Ronstedt, in Schwabing geboren und aufgewachsen, eine Familienrevue schreiben, die dort im Juni 2007 Premiere feiern soll.

»Wer früher stirbt, ist länger tot« ist dagegen trotz Altersfreigabe ab Sechs nur bedingt für Kinder geeignet – auch wenn sich die Geschichte um die spezielle Sicht eines Elfjährigen dreht, bei der sich Realität und Fantasie zur Freude des Zuschauers fatal mischen. Dabei geht es lustig, böse, peinlich und manchmal pathetisch zu. Sebastian (Markus Krojer, eine echte Neuentdeckung aus der Hallertau), sozialisiert im Wirtshaus seines Vaters (Fritz Karl), ist so ein richtiger »Hundsgrippe« und »Saubua«.

Trotz seines jungen Alters hat er schon recht viele Schandtaten angesammelt. Nachdem er nicht zuletzt einige Stallhasen seines Bruders auf dem Gewissen hat und laut dem auch die Mutter der Kandler-Geschwister, die bei Sebastians Geburt gestorben ist, wird er in seinen nächtlichen Albträumen von den Proben des Dorftheaters heimgesucht: Er soll ins Fegefeuer. Um das zu verhindern, hilft seiner Ansicht nach nur eins: er muss unsterblich werden. So wie Jimi Hendrix. Doch damit wird Sebastians Sündenregister länger und länger.... Davon bleibt auch seine Lehrerin nicht unberührt.

»So arg schenkelklopfend«, wie mancher Kritiker ob des skurril-deftigen Bauerntheaterstils moniert, findet Ronstedt, die gern ins Café Fortuna in der Sedanstraße geht, Rosenmüllers Werk nicht. Es sei ziemlich selten, dass ein Film »so komisch und zugleich berührend sei, dass man gutgelaunt aus dem Kino herausgeht.«

Artikel vom 14.08.2006
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