Ein Unbekannter schmiert Menschenkot an die Hauswände der Thierschstraße

Lehel · Im Lehel geht der Ekel um

Diese Haustür in der Thierschstraße war mit Menschenkot beschmiert. Auch die Haustüren und Wände der Nachbarhäuser hat’s erwischt. »Ich will, dass das endlich aufhört«, sagt eine Anwohnerin. »Es ist ekelhaft ohne Ende.«	 Foto: Privat

Diese Haustür in der Thierschstraße war mit Menschenkot beschmiert. Auch die Haustüren und Wände der Nachbarhäuser hat’s erwischt. »Ich will, dass das endlich aufhört«, sagt eine Anwohnerin. »Es ist ekelhaft ohne Ende.« Foto: Privat

Lehel · Ist das »nur« ein dummer Jungenscherz oder ist ein Irrer am Werk? Seit Mitte Mai schmiert ein Unbekannter regelmäßig Menschenkot an die Schaufenster, Hauseingänge und Türen in der Thierschstraße. Selbst in einem Kinderwagen klebten die Exkremente. Die Polizei sicherte zu, im Viertel verstärkt auf Streife zu gehen.

Angelika Huber (Name von der Redaktion geändert), Anwohnerin der Thierschstraße, ist wütend, ratlos – und Angst hat sie auch. Angst davor, dass »er« es wieder tun wird. Dass sie es mit einem Verrückten zu tun hat, mit dem nicht zu spaßen ist.

»Es gibt so viele Irre, da muss man auf der Hut sein«, sagt sie, ihre Stimme zittert. »Er« ist ein Unbekannter, der sich die Thierschstraße im Lehel für seine nächtlichen, ekelhaften Taten ausgesucht hat: Seit Monaten tourt er regelmäßig zwischen Mariannenplatz und Maximilianstraße herum, und beschmiert diverse Häuser mit Menschenkot. Mal reibt er eine Scheibe mit Exkrementen ein, mal ein Einfahrtstor, mal eine Türklinke. Dass es menschlicher Kot ist, sehe und rieche man, so die Anwohner.

Als ein Zahnarzt eines frühen Maimorgens die Tür zu seiner Praxis öffnen wollte, griff er mitten hinein. Und sogar einen Kinderwagen, der über Nacht in einem Hauseingang abgestellt war, hatte der Täter vollgeschmiert. »Sie können sich vorstellen, wie die Mutter reagiert hat, als sie ihr Kind in den Wagen betten wollte und gerade noch rechtzeitig, den Haufen bemerkt hat«, sagt Huber.

Vor allem auf eine Modeboutique scheint es der Täter abgesehen zu haben: Im Juni hatte er den Kot vier Mal innerhalb von zwei Wochen auf ein Aushängeschild geklebt und ihn großzügig darauf verteilt. Die Laden-Inhaberin musste wie eine Besessene schrubben, um alles wegzubekommen, Essigsäure hat die schwarze Farbe auf dem Holz schließlich komplett verblassen lassen.

Gebürstet, was das Zeug hält, hat auch Huber selbst: Klingelschilder, das Türschloss, die Wand ihres Eingangsbereichs – alles war vollgesaut. »Ich will, dass das endlich aufhört«, schimpft sie. »Es ist ekelhaft ohne Ende.« Die Polizei hat sie freilich bereits verständigt; diese hatte zugesagt, vermehrt Streife zu fahren. Anzeigen will Huber den Unbekannten allerdings (noch) nicht: »Das bringt sowieso nichts«, glaubt sie.

Ulrich Pöpsel, Sprecher des Polizeipräsidiums München, hält es zwar für möglich, dass der Täter psychisch krank ist, glaubt aber vielmehr, dass jener »einfach nur einen Hass hat« und bald wieder aufhört »mit dieser Sauerei«. Deshalb hielt es Pöpsel auch für übertrieben, in diesem Fall ein psychologisches Täterprofil erstellen zu lassen.

Würde der Unbekannte allerdings erwischt, muss er freilich mit einer Strafe rechnen: »So etwas wird als Sachbeschädigung eingestuft«, informiert Pöpsel. In der Regel gibt es hierfür eine Geldstrafe, in schweren Fällen auch eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

Artikel vom 08.08.2006
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