Mit der neuen Clearingstelle in Birneck ist ein Hoffnungszeichen gesetzt

Hallbergmoos/Birneck · Haus der letzten Chancen

Letzte Ausfahrt Birkeneck: (v.l.) der Hallbergmooser Bürgermeister Klaus Stallmeister, Sozialministerin Christa Stewens, Geschäftsführer Otto Schittler und Landrat Manfred Pointner besichtigten die neue Clearingstelle. Foto: ba

Letzte Ausfahrt Birkeneck: (v.l.) der Hallbergmooser Bürgermeister Klaus Stallmeister, Sozialministerin Christa Stewens, Geschäftsführer Otto Schittler und Landrat Manfred Pointner besichtigten die neue Clearingstelle. Foto: ba

Hallbergmoos/Birneck · »Das hier ist die Ultima Ratio.« Deutlicher als Bayerns Sozialministerin Christa Stewens kann man dieses neue Gebäude des Jugendwerkes Birkeneck nicht beschreiben. Wenn alle Bemühungen von Gesetzeshütern und Jugendpsychologen scheitern, dann wird dieses Haus im Zentrum der Anlage, im Norden von Hallbergmoos neben dem markanten Turm, die neue Heimat eines Kindes.

Freitag eröffnete Christa Stewens die mit sieben Plätzen ausgestattete Clearingstelle, die eine von drei in Bayern ist. Strafunmündige Intensivtäter unter 15 Jahren sollen hier mittels einer geschlossenen Unterbringung in den Griff bekommen werden.

Seit einigen Wochen haben die drei bayerischen Clearingstellen mit insgesamt 20 Plätzen ihre Arbeit schon aufgenommen und Stewens bezeichnet die Neuerung in Bayern schon jetzt als »Erfolgsmodell«. Man habe hier eine bundesweit einzigartige Einrichtung, die auch über die Grenzen Deutschlands hinaus sehr interessiert betrachtet wird.

Strafunmündige Kinder bis zu 14 Jahren, die mehrfach kriminell schwer auffällig geworden sind, sollen in dieser geschlossenen Anstalt in drei bis sechs Monaten in den Griff bekommen werden. Stewens sieht eine solche Einrichtung als dringend notwendig an: »Den Kindern, vor allem aber auch den Eltern, wird in den Clearingstellen klar und unmissverständlich vor Augen geführt, dass die Gesellschaft soziales Fehlverhalten so nicht akzeptieren kann, aber gleichzeitig bereit ist, Chancen für eine positive Weichenstellung zu eröffnen.«

Der Wunsch des Hallbergmooser Bürgermeisters (»Ich wünsche Ihnen wenig Kundschaft«) hat sich schon jetzt erledigt. Derzeit sind die sieben Plätze in der Clearingstelle voll besetzt und es gibt auch schon eine Warteliste mit knapp zehn Kindern, die eigentlich auch sofort in diese Einrichtung müssten. Der Bedarf ist da und da ließ Klaus Stallmeister auch nicht den Hinweis auf die gute, alte Zeit gelten: »Auch damals hätte man solche Einrichtungen gebraucht.«

Viel Lob im Rahmen der Einweihung bekamen auch die Nachbarn, deren anfänglich sehr große Aufregung sich gelegt hat. Otto Schittler, der Geschäftsführer des Jugendwerkes Birkeneck, zeigte sich stolz, dass die Nachbarn nach einem intensiven Dialog mit dem Jugendwerk, der Einrichtung die Verantwortung übertragen hätten. Ergebnis dieses Prozesses war auch der Gemeinderatsbeschluss für die Clearingstelle mit nur einer Gegenstimme. Davor zog Schittler seinen Hut: »Hier wird soziale Arbeit nicht nur mit Sonntagsreden gemacht, sondern auch mit den Themen, mit denen man keine Wahl gewinnen kann. Die Gemeinde Hallbergmoos unterstützt uns sehr mit ihrer toleranten Haltung.«

Am Einweihungstag war alles anders in Birkeneck. Es war eine fröhliche Stimmung, die vielen prominenten Besucher ließen sich durch die Clearingstellen führen, doch schon Stunden später wurde hier von erfahrenen Psychologen wieder Schwerstarbeit geleistet. Ihre gewiss nicht leichte Mission begleitete nur noch der finale Wunsch von Sozialministerin Stewens: »Clearingstellen sollen ein Beweis der Tat und ein Zeichen der Hoffnung sein.« Nico Bauer

Artikel vom 25.07.2006
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