Das Lebenswerk von Carolus Horn

Glanzeffekte in Ramersdorf

Carolus Horn.	Foto: VA

Carolus Horn. Foto: VA

Ramersdorf · Vom 10. Juli bis 4. August können Bilder und Grafiken von Carolus Horn in der Stadtbibliothek Ramersdorf, Führichstraße 43, besichtigt werden. Bereits in seiner Jugend zeigte Carolus Horn eine auffallende Begabung für Zeichnen und Malen. Dies führte zu einer Ausbildung als Grafiker bei der bekannten Werbeagentur McCann, die u. a. für Coca Cola arbeitete.

Während des Krieges geriet Carolus Horn in Gefangenschaft und »überlebte« mit Lagerzeichnungen, Kriegsdarstellungen aber auch Zeichnungen nach persönlichen Wünschen. Nach dem Krieg machte er Karriere als Werbedesigner bei verschiedenen Firmen. Mit ihm sind untrennbar sehr bekannte Slogans verbunden wie »Nur Fliegen ist schöner«, »Packen wir’s an« oder »Alle reden vom Wetter. Wir nicht«.

Anfang der 80er-Jahre zeigten sich erste Anzeichen von Gedächtnisschwäche bei Carolus Horn, doch bis 1986 arbeitete er weiter bei Mc-Cann. Man vermutet Alzheimer, denn das Denken und Reden fällt ihm immer schwerer. Seine Frau Thilde kann ihn bis kurz vor seinem Tod immer wieder motivieren, Stift und Pinsel zur Hand zu nehmen und sich künstlerisch zu betätigen.

Carolus Horn beherrschte sein Handwerk unnachahmlich. Er war ein Meister in der Vermittlung von Tiefenwirkung, indem er perspektivische Maltechniken perfektionierte. Seine »Glanzeffekte« sind legendär. Die Alzheimer-Krankheit führt dazu, dass sich auch das künstlerische Schaffen von Carolus Horn wandelt. So verändern sich räumliche Bezüge, die Dreidimensionalität geht verloren. Die gezeichneten Personen haben plötzlich plumpe Gliedmaßen und sind disproportioniert. Offenbar nimmt das durch die Krankheit beeinträchtigte Gehirn die Umwelt verändert wahr und gibt sie auch verändert wieder. Aus Wolken werden Spiegeleier.

Carolus Horn unternimmt gemeinsam mit seiner Frau Thilde viele Reisen vor allem nach Venedig. Als diese nicht mehr möglich sind, zeichnet er seine Bilder von früheren Vorlagen ab. Das Motiv der Rialtobrücke kehrt häufig wieder und zeigt die Veränderungen der Schaffenskraft von Carolus Horn. Seine Kunst ist anders geworden, doch nicht minder beeindruckend. Kaum jemand wäre in der Lage, in gesundem Zustand das zu Papier zu bringen, was Carolus Horn aus seinen letzten Jahren hinterlassen hat. Die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Ramersdorf sind Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr, Mittwoch von 14 bis 19 Uhr.

Artikel vom 12.07.2006
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